Landespsychotherapeutenkammer RLP feiert 20 Jahre Erfolgsgeschichte mit vielen Weggefährt*innen
20 Jahre nach ihrer Gründung ist die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz in der Mitte des gesundheitspolitischen Systems des Landes angekommen und eng vernetzt mit allen anderen versorgungsrelevanten Akteuren. Dies reflektierte die illustre Schar der rund 120 Gäste, die am 20. Juli 2022 zum Festakt in den Mainzer Kupferbergterassen gekommen waren, um gemeinsam das 20-jährige Gründungsjubiläum der Landespsychotherapeutenkammer (LPK RLP) zu würdigen.
So konnte Kammerpräsidentin Sabine Maur in ihrer Eröffnungsrede die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Katharina Binz und Gesundheitsminister Clemens Hoch begrüßen sowie den Präsidenten der Bundespsychotherapeutenkammer, Präsident*innen der Psychotherapeutenkammern aus ganz Deutschland, Präsidenten der rheinland-pfälzischen Heilberufskammern, die Vorsitzende Richterin des Heilberufsgerichts, den Opferbeauftragten der Landesregierung, verschiedene Bundestags- und Landtagsabgeordnete sowie Mitglieder des Gesundheitsausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags, den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Vertreter*innen ärztlicher Verbände und der Uni-Medizin Mainz, Chefärzt*innen und Geschäftsführer*innen verschiedener rheinland-pfälzischer Kliniken, Vertreter*innen der Krankenkassen aus Rheinland-Pfalz, Vertreter*innen der Opfer- und Betroffenen-Organisationen sowie der Wohlfahrtsverbände und nicht zuletzt Mitglieder der Vertreterversammlung der Landespsychotherapeutenkammer RLP.
„Gute Berufspolitik lebt von Weitsicht, von Courage, von Hartnäckigkeit, von Vordenkern und Vordenkerinnen“, so Sabine Maur, als sie zunächst den Blick auf die Anfänge der Kammergeschichte lenkte und die ersten Schritte der Gründung nachzeichnete. Seitdem habe die Kammer einen weiten Weg zurückgelegt und in schwierigen Situationen wie beispielsweise nach der Amokfahrt in Trier oder nach der Flutkatastrophe auch immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht wird. Frau Maur sprach auch über die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Kammer steht: „Flutkatastrophe, Corona-Pandemie, Klimakrise und jetzt der Ukraine-Krieg mit seinen vielfältigen, dramatischen Folgen haben für uns sehr, sehr deutlich gemacht, dass wir uns als Landespsychotherapeutenkammer aktiv und deutlich hörbar in die Politik einbringen müssen. All diese Extremereignisse haben massive und langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Menschen“, so Maur. Gemeinsam mit den anderen Institutionen und Organisationen des Gesundheitswesens und der Gesellschaft wolle die Kammer sich auch zukünftig für die mentale Gesundheit der Menschen stark machen.
Clemens Hoch, rheinland-pfälzischer Minister für Wissenschaft und Gesundheit, sprach ein Grußwort und gratulierte herzlich zum 20-jährigen Bestehen. Er lobte die konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsministerium und der Landespsychotherapeutenkammer sowie deren großes Engagement, besonders in akuten Krisen und in ihren Bemühungen um die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.
Auch Bundespsychotherapeutenkammer-Präsident Dr. Dietrich Munz hob das gesellschaftspolitische Engagement der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz hervor und lobte vor allem die Aktivitäten zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten. Eine Vorreiterrolle unter den Landeskammern nehme die rheinland-pfälzische Kammer zudem in den Bereichen Weiterbildung und Digitalisierung ein. Ihre enge Vernetzung mit allen wichtigen gesundheitspolitischen Akteuren sei vorbildlich und Grundlage ihres Erfolges.
Kammergeschäftsführerin Petra Regelin, die den Festakt moderierte, leitete nach den Grußworten zum zweiten Teil des Programms über: In sechs kurzen Podiumsrunden sprachen Sabine Maur und Dr. Andrea Benecke, Vizepräsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz und der Bundespsychotherapeutenkammer, mit Expert*innen über verschiedene Aspekte der psychotherapeutischen Versorgung.
Zum Thema „Gesundheitspolitik“ kamen erneut Gesundheitsminister Clemens Hoch sowie Integrationsministerin Katharina Binz auf die Bühne. Letztere nahm vor allem die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen in den Fokus, die durch Pandemie, Klimakatastrophe und Ukraine-Krieg stark zugenommen hat. „Es ist ganz wichtig, diesen Jugendlichen zu vermitteln: Es ist richtig und wichtig, sich Hilfe zu suchen.“, sagte Binz. Es müsse ein Bewusstsein für die Zukunftsängste und Sorgen der jungen Menschen geschaffen werden.
Dieter Best und Jochen Weidhaas, die beide eine entscheidende Rolle bei der Kammergründung innehatten, berichteten in der nächsten Gesprächsrunde über die Geschichte der Kammer und die Motive für deren Gründung. Durch die Entstehung der Kammer haben Themen der psychischen Gesundheit eine Adresse in Rheinland-Pfalz erhalten, so Herr Best. Zudem sei es von großer Bedeutung, dass die fachliche und inhaltliche Aufsicht über die Qualität der Berufsausübung beim Berufsstand selbst liege.
Nachdem Dr. Andrea Benecke und Dr. Dietrich Munz über die Psychotherapie-Ausbildung gesprochen und die verabschiedete Ausbildungsreform sowie die neue Weiterbildungsordnung als Meilensteine gewürdigt hatten, widmete sich das folgende Podiumsgespräch dem Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz und der Psychotherapieforschung. Die Gesprächspartner Prof Dr. Wolfgang Lutz und Prof. Dr. Tina In-Albon machten deutlich, wie wichtig das enge Wechselspiel zwischen Forschung und Praxis ist. Die Forschung habe gezeigt, dass Psychotherapie wirksam sei, arbeite aber natürlich kontinuierlich an der Weiterentwicklung psychotherapeutischer Behandlungsformen. Wichtig sei aber auch die Stärkung der Prävention, insbesondere im Hinblick auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Die letzten beiden Podiumsrunden widmeten sich der psychotherapeutischen Versorgung in verschiedenen Settings: Peter Andreas Staub, Mitglied des Vorstandes der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, sowie der langjährige Kammer- und Verbandsfunktionär Dieter Best gaben Auskunft über die Herausforderungen der ambulanten Versorgung. Thematisiert wurden vor allem die langen Wartezeiten auf Psychotherapie. Ursache ist die problembehaftete Bedarfsplanung von 1999, die Herr Best als „Urfehler“ bezeichnete. Herr Staub mahnte in diesem Zusammenhang zu vorausschauendem Verhalten, es solle nicht erst gehandelt werden, wenn die Krise bereits da sei.
Die stationäre Versorgung wurde im Gespräch mit Prof. Dr. Wilma Funke (langjährig tätig im Bereich Suchttherapie) und Florian Hammerle (Geschäftsführer der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz) beleuchtet. Frau Funke betonte die große Bandbreite der verschiedenen Positionen von Psychotherapeut*innen im stationären Setting. Gute Vernetzung sei enorm wichtig, um die eigene Stellung befriedigend ausfüllen zu können. Zudem wurde der Missstand angesprochen, dass den Patient*innen häufig im stationären Bereich weniger Psychotherapie angeboten werden könne als im ambulanten Setting.
Nach der letzten Podiumsrunde und einem musikalischen Intermezzo, wurden erstmals zwei Verdienstpreise der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz vergeben. Für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet wurden Daniela Lempertz und Dieter Best. Weitere Informationen zur Preisverleihung finden Sie hier.
Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren einen weiten Weg zurückgelegt hat. Mit Stolz und Freude kann sie auf das Erreichte blicken, aber es fehlt auch nicht an aktuellen und zukünftigen Herausforderungen. Die gelungene Festveranstaltung, die vielen erhaltenen Glückwünsche und die deutlich gewordenen Anerkennungen aller Partner*innen und Weggefährt*innen haben die Landesspsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz sehr bestärkt und gefreut. So starten wir mit Elan und Tatendrang in die nächsten 20 Jahre Kammerarbeit!
Der SWR hat mit einem Kamerateam die Jubiläumsfeier der LPK RLP besucht und Kammerpräsidentin Sabine Maur interviewt. Weitere Infos hier.