Preisträger*innen geben dem Ahrtal Hoffnung
Der diesjährige Verdienstpreis der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz wurde am 25. November 2024 im Rahmen der Veranstaltung „LPK trifft Gesundheitspolitik“ kollektiv an die Psychotherapeut*innen im Ahrtal verliehen.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal ist mittlerweile über drei Jahre her, aber immer noch haben viele Betroffene bis heute nicht nur unter den materiellen Folgen zu leiden, unter dem Verlust ihres Zuhauses, aller persönlichen Dinge und Andenken, der Zerstörung ihrer Heimatregion und der Infrastruktur – sondern auch vor allem unter dem, was sie in der Flutnacht und in der Folge der Katastrophe erlebt haben.
„Tausende mussten psychische Ausnahmesituationen durchstehen. Sie verloren Angehörige, erlitten Todesangst, harrten im Dunkeln auf Dächern aus, konnten Nachbarn nicht retten, sahen ihre Haustiere ertrinken. Das sind Erlebnisse, die ohne psychotherapeutische Hilfe schwer zu bewältigen sind“, sagte Dr. Andrea Benecke, Vizepräsidentin der Landespsychotherapeutenkammer und Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer, in ihrer Laudatio.
Mit dem Verdienstpreis ehrt die Landespsychotherapeutenkammer daher diejenigen Mitglieder, die seit Jahren unter teils sehr schwierigen Bedingungen den zahlreichen Betroffenen der Flutkatastrophe psychotherapeutische Unterstützung bei der Verarbeitung der Folgen der Katastrophe leisten.
Als der Kammervorstand im Frühling 2023 das Ahrtal besuchte, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, berichteten die Psychotherapeut*innen Wartezeiten von über einem Jahr, von Wartelisten, die über 300 Personen umfassen, von Eltern, die verzweifelt Hilfe für ihre psychisch kranken Kindern suchen, von Erwachsenen, die versuchen, ihre Flut-Erlebnisse mit Hilfe von Alkohol und anderen Drogen zu verdrängen. Die Psychotherapeut*innen erzählten auch, wie schwer es ihnen falle, einen großen Teil der Hilfesuchenden abweisen oder auf später vertrösten zu müssen, da die Kapazitäten weder in den Praxen, noch in den umliegenden Kliniken ausreichend seien, zumal auch viele Praxisräume und Kliniken seit der Flut zerstört oder Baustelle sind.
„Die Landespsychotherapeutenkammer ist sehr stolz auf diese Mitglieder, die im Ahrtal unter diesen seit Jahren schwierigen Bedingungen unseren Berufstand hervorragend vertreten und möchte sich heute Abend ganz herzlich bedanken“, so Frau Dr. Benecke.
„Die Flutkatastrophe ist zu Recht als schwerstes Unglück bezeichnet worden, das Rheinland-Pfalz seit dem 2. Weltkrieg erleben musste. Für die Betroffenen, aber auch für den Rest des Landes ist es von enormem Wert, dass es Menschen wie diese Psychotherapeut*innen gibt, die dem Katastrophengebiet nicht den Rücken kehren, sondern dort bleiben und den Menschen dabei helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Durch ihre Arbeit tragen Sie dazu bei, Wunden zu heilen und Hoffnung zu geben, die das Ahrtal dringend brauchen kann.“
Die Landespsychotherapeutenkammer hatte alle Psychotherapeut*innen, die im Ahrtal tätig sind, zur Preisverleihung eingeladen. Als sie nacheinander auf die Bühne kamen und die Urkunde erhielten, wurden sie mit ausgiebigem Applaus gewürdigt. Den Pokal nahm stellvertretend für all seine Kolleg*innen Christian Falkenstein entgegen, der immer wieder als Ansprechpartner und Koordinator fungiert hat – sowohl gegenüber der Kammer als auch gegenüber den Medien.
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Über die Preisverleihung wurde in den SWR4 Regionalnachrichten aus dem Studio Koblenz am 25. November 2014 um 16.30 Uhr berichtet. Sie können die Meldung hier anhören: