Selbsthilfe trifft Psychotherapie - Verstärkte Zusammenarbeit verabredet
Am 28. April 2017 fand das erste bundesweite Round-Table "Selbsthilfe und Psychotherapie" in Berlin statt. Auf Einladung der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) und der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) nahmen insgesamt 35 Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfekontaktstellen und der Landespsychotherapeutenkammern aus dem gesamten Bundesgebiet an dieser Veranstaltung teil. Ziel war, die jeweiligen Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten kennen zu lernen und Anknüpfungspunkte für eine intensivere Kooperation zu identifizieren.
Mit der neuen Psychotherapie-Richtlinie wurde die Lotsenfunktion der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen weiter gestärkt. Psychotherapeuten informieren seit dem 1. April Patientinnen und Patienten in der Sprechstunde über Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten und ggf. auch über Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Selbsthilfe.
Selbsthilfekontaktstellen als niedrigschwellige und wohnortnahe professionelle Unterstützungsstrukturen, die in vielen Landkreisen des Bundesgebietes zur Verfügung stehen, sind für Menschen mit psychischen Problemen oder Erkrankungen wichtige Anlaufstellen und Mittler zur professionellen Versorgung. Sie führen Verzeichnisse über die Selbsthilfegruppen in ihrem Einzugsgebiet, informieren Interessierte und Multiplikatoren über die Selbsthilfearbeit und bieten Unterstützung bei der Gruppengründung und Begleitung in verschiedenen Gruppenphasen. Die Rolle der gemeinschaftlichen Selbsthilfe für die Prävention wurde zuletzt durch das seit 2016 geltende Präventionsgesetz weiter gestärkt.
Die anwesenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kontaktstellen berichteten von ihren Erfahrungen, die sie in ihrer Arbeit mit Menschen mit seelischen Erkrankungen und Problemen machen. Problematisch seien dabei immer wieder die Patienten, die keinen Therapieplatz finden und dann Selbsthilfe als Zwischenlösung oder "Therapie light" in Anspruch nehmen wollen. Dies würde die Selbsthilfegruppen überfordern und werde dem Behandlungsbedarf der Patienten nicht gerecht. Deshalb hoffe man in den Kontaktstellen, dass durch die psychotherapeutische Sprechstunde ein schnellerer Zugang zur Versorgung möglich werde. Zugleich wurde die Sorge geäußert, dass Psychotherapeuten vor dem Hintergrund fehlender Therapieplätze künftig vermehrt auch auf die Angebote der Selbsthilfe verweisen könnten und damit Kapazitätsprobleme bei den Kontaktstellen (insbesondere bei Clearing-Gesprächen) entstehen werden.
Eine zentrale Frage für die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten war, für wen und unter welchen Voraussetzungen eine Selbsthilfegruppe geeignet sein kann und wem sie die Teilnahme an einer Gruppe empfehlen können und wem eher nicht. Betont wurde, dass es keine allgemeine Indikation für gemeinschaftliche Selbsthilfe als alleinstehendes Versorgungsangebot gebe. Die Gruppenselbsthilfe sei jedoch im Genesungsprozess eine gute ergänzende Möglichkeit parallel zu oder im Anschluss an die psychotherapeutische oder ärztliche Behandlung. Für Menschen in akuten Krisen sei Gruppenselbsthilfe dagegen ungeeignet. Die Bereitschaft, Angebote der Selbsthilfegruppen zu nutzen, sei bei Menschen, die in der Klinik oder auch ambulant eine Psychotherapie kennengelernt haben, am größten, berichteten die Kontaktstellen.
In der abschließenden Erörterung zukünftiger Kooperationsfelder stand zunächst die Empfehlung im Vordergrund, dass Psychotherapeuten Menschen mit psychischen Beschwerden, die sich die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe vorstellen können, auf die örtliche Selbsthilfekontaktstelle hinzuweisen. Alternativ könnten die Praxen bei den Selbsthilfekontaktstellen auch direkt die entsprechenden regionalen Gruppen erfragen. Außerdem könnten die Landespsychotherapeutenkammern zusammen mit den Landesarbeitsgemeinschaften der Selbsthilfekontaktstellen regionale Round-Table-Gespräche durchführen und so einen weiteren Austausch ermöglichen. Ebenso wurden Informationsveranstaltungen zur Selbsthilfe für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als ein Weg für die Beförderung der Zusammenarbeit genannt. Hier können beispielsweise die von den Kassenärztlichen Vereinigungen (bzw. Kooperationsberatungsstellen für Selbsthilfegruppen und Ärzte) in Nordrhein und Westfalen sowie in Baden-Württemberg entwickelten Seminare für Praxispersonal ein hilfreicher Ansatz sein. Schließlich wurde die Beteiligung der Selbsthilfekontaktstellen und der NAKOS an einer größeren multiprofessionellen Veranstaltung mit den einschlägigen Fachgesellschaften und Verbänden für das Jahr 2018 in Betracht gezogen.
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Mit der neuen Psychotherapie-Richtlinie wurde die Lotsenfunktion der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen weiter gestärkt. Psychotherapeuten informieren seit dem 1. April Patientinnen und Patienten in der Sprechstunde über Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten und ggf. auch über Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Selbsthilfe.
Selbsthilfekontaktstellen als niedrigschwellige und wohnortnahe professionelle Unterstützungsstrukturen, die in vielen Landkreisen des Bundesgebietes zur Verfügung stehen, sind für Menschen mit psychischen Problemen oder Erkrankungen wichtige Anlaufstellen und Mittler zur professionellen Versorgung. Sie führen Verzeichnisse über die Selbsthilfegruppen in ihrem Einzugsgebiet, informieren Interessierte und Multiplikatoren über die Selbsthilfearbeit und bieten Unterstützung bei der Gruppengründung und Begleitung in verschiedenen Gruppenphasen. Die Rolle der gemeinschaftlichen Selbsthilfe für die Prävention wurde zuletzt durch das seit 2016 geltende Präventionsgesetz weiter gestärkt.
Die anwesenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kontaktstellen berichteten von ihren Erfahrungen, die sie in ihrer Arbeit mit Menschen mit seelischen Erkrankungen und Problemen machen. Problematisch seien dabei immer wieder die Patienten, die keinen Therapieplatz finden und dann Selbsthilfe als Zwischenlösung oder "Therapie light" in Anspruch nehmen wollen. Dies würde die Selbsthilfegruppen überfordern und werde dem Behandlungsbedarf der Patienten nicht gerecht. Deshalb hoffe man in den Kontaktstellen, dass durch die psychotherapeutische Sprechstunde ein schnellerer Zugang zur Versorgung möglich werde. Zugleich wurde die Sorge geäußert, dass Psychotherapeuten vor dem Hintergrund fehlender Therapieplätze künftig vermehrt auch auf die Angebote der Selbsthilfe verweisen könnten und damit Kapazitätsprobleme bei den Kontaktstellen (insbesondere bei Clearing-Gesprächen) entstehen werden.
Eine zentrale Frage für die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten war, für wen und unter welchen Voraussetzungen eine Selbsthilfegruppe geeignet sein kann und wem sie die Teilnahme an einer Gruppe empfehlen können und wem eher nicht. Betont wurde, dass es keine allgemeine Indikation für gemeinschaftliche Selbsthilfe als alleinstehendes Versorgungsangebot gebe. Die Gruppenselbsthilfe sei jedoch im Genesungsprozess eine gute ergänzende Möglichkeit parallel zu oder im Anschluss an die psychotherapeutische oder ärztliche Behandlung. Für Menschen in akuten Krisen sei Gruppenselbsthilfe dagegen ungeeignet. Die Bereitschaft, Angebote der Selbsthilfegruppen zu nutzen, sei bei Menschen, die in der Klinik oder auch ambulant eine Psychotherapie kennengelernt haben, am größten, berichteten die Kontaktstellen.
In der abschließenden Erörterung zukünftiger Kooperationsfelder stand zunächst die Empfehlung im Vordergrund, dass Psychotherapeuten Menschen mit psychischen Beschwerden, die sich die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe vorstellen können, auf die örtliche Selbsthilfekontaktstelle hinzuweisen. Alternativ könnten die Praxen bei den Selbsthilfekontaktstellen auch direkt die entsprechenden regionalen Gruppen erfragen. Außerdem könnten die Landespsychotherapeutenkammern zusammen mit den Landesarbeitsgemeinschaften der Selbsthilfekontaktstellen regionale Round-Table-Gespräche durchführen und so einen weiteren Austausch ermöglichen. Ebenso wurden Informationsveranstaltungen zur Selbsthilfe für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als ein Weg für die Beförderung der Zusammenarbeit genannt. Hier können beispielsweise die von den Kassenärztlichen Vereinigungen (bzw. Kooperationsberatungsstellen für Selbsthilfegruppen und Ärzte) in Nordrhein und Westfalen sowie in Baden-Württemberg entwickelten Seminare für Praxispersonal ein hilfreicher Ansatz sein. Schließlich wurde die Beteiligung der Selbsthilfekontaktstellen und der NAKOS an einer größeren multiprofessionellen Veranstaltung mit den einschlägigen Fachgesellschaften und Verbänden für das Jahr 2018 in Betracht gezogen.
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10.07.2017