Psychische Gesundheit von Kindern umfassend in den Blick nehmen
In ihrer Stellungnahme zum Entwurf für einen Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ (NAP) des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) begrüßt die BPtK das darin formulierte Ziel, auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von Anfang an zu erhalten, zu fördern und psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die BPtK sieht jedoch deutlichen Ergänzungsbedarf. Dies betrifft insbesondere die Schaffung ausreichender Versorgungsangebote u.a. durch eine Reform der Bedarfsplanung.
„Der Aktionsplan ist ein wichtiger Schritt, um die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und hierbei insbesondere Kinder und Jugendliche, die von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind, in den Blick zu nehmen“, so Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK und Vizepräsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz. Die BPtK begrüßt, dass mit dem Aktionsplan auch explizit das Ziel verfolgt wird, für Kinder mit psychischen Erkrankungen den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern. Jedoch erhält nur etwa jedes zehnte psychisch erkrankte Kind eine antragspflichtige Psychotherapie. „Die wichtigste Stellschraube für die Verbesserung der Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen wird bisher nicht benannt – die Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung. Nur durch mehr Kassensitze in ländlichen und strukturschwachen Regionen können die Wartezeiten in der ambulanten Psychotherapie abgebaut werden“, kritisiert BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke. „Es müssen ausreichend Informations-, Beratungs- und vor allem Behandlungskapazitäten zur Verfügung gestellt werden, damit es insbesondere Familien mit geringen Ressourcen leicht gemacht wird, bei psychischen Belastungen oder gar Erkrankungen Hilfe zu bekommen “
Die BPtK fordert daher, dass die Reform der Bedarfsplanung als Ziel in den NAP aufgenommen wird. Der Gesetzgeber sollte den G-BA beauftragen, die Verhältniszahlen für die Arztgruppe der Psychotherapeuten um mindestens 20 Prozent abzusenken und eine getrennte Bedarfsplanung für Psychotherapeut*innen, die ausschließlich Kinder und Jugendliche behandeln, zwingend vorzusehen. Damit wäre es möglich, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen ziel- und bedarfsgenauer zu planen, als dies bisher möglich ist.
Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen müssen stärker berücksichtigt und Unterstützungsangebote stärker in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen verankert werden. „Es ist unerlässlich, dass Angebote zur Prävention psychischer Erkrankungen in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen gestärkt und auch aufsuchende Hilfen ermöglicht werden“, fordert BPtK-Vorstandsmitglied Wolfgang Schreck . Viele Familien, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind, wissen nicht, wo und welche Hilfe sie beanspruchen können. Gesundheitswesen und Jugendhilfe müssen besser ineinandergreifen, auch um die Vermittlung in Angebote der Gesundheitsversorgung und andere soziale Unterstützungsangebote zu erleichtern. Dies kann über Gesundheitskioske, Primärversorgungszentren und eine verbesserte Kooperation zwischen Heilberufen und Jugendhilfe ermöglicht werden.
Mit dem Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ zielt das BMFSFJ darauf ab, Kinder und Jugendliche, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, in ihrer Entwicklung zu fördern und ihnen den Zugang zu Bildung, Betreuung und Gesundheitsversorgung zu erleichtern. Das BMFSFJ hat nun einen Entwurf vorgelegt und um Stellungnahme gebeten.
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