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Psychische Erkrankungen im frühen Kindesalter. Neue Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung

Rund acht Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren sind nach der KiGGS-Studie psychisch auffällig. Studien mit klinischen Interviews kommen sogar zu noch höheren Raten, um die zehn Prozent. Wie solche Erkrankungen zu diagnostizieren und zu behandeln sind, beschreibt die Leitlinie für psychische Erkrankungen bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern im Vorschulalter.
„In der Praxis sind psychische Erkrankungen bei Kindern im Vorschulalter sehr schwer von vorübergehenden Krisen auf dem Hintergrund von Entwicklungsschwierigkeiten zu unterscheiden und werden häufig übersehen und dann auch nicht behandelt“, stellt Peter Lehndorfer fest, der als Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer an der Entwicklung der Leitlinie mitgewirkt hat. „Psychische Störungen und Erkrankungen im Kleinkind- und Kindesalter belasten Kinder und ihre Familien häufig stark. Wenn diese rechtzeitig behandelt werden, wird eine Grundlage für eine Entlastung aller Beteiligten gelegt, aber vor allem für eine gesunde Weiterentwicklung. So kann dazu beigetragen werden, dass psychische Erkrankungen nicht bis ins Erwachsenenalter persistieren.“
Ziel der Leitlinie ist es, die Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen und Erkrankungen im frühen Kindesalter zu verbessern. Dazu gehören folgende Störungen: Fütterstörungen, Schlafstörungen, persistierendes exzessives Schreien, Regulationsstörungen, Ausscheidungsstörungen, depressive Störungen, Angststörungen, Anpassungsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Bindungsstörungen, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung) und Störungen des Sozialverhaltens mit oppositionellem Verhalten. Eine besondere Risikogruppe sind Kinder mit körperlichen Erkrankungen, geistigen Behinderungen oder Kinder, die starke Schwierigkeiten haben, Lesen, Schreiben oder Rechnen zu erlernen (Teilleistungsstörungen). Bei Ihnen ist das Risiko, dass sie psychisch erkranken, deutlich erhöht.
Die Leitlinie stellt fest, dass Kinder mit psychischen Auffälligkeiten und Störungen in der Regel in einem multi- und interdisziplinären Netzwerk versorgt und betreut werden sollen. Dabei sollen Ärzte, Psychotherapeuten und weitere Berufsgruppen ggf. sozialgesetzbuchübergreifend (z.B. Gesundheitssystem und Jugendhilfe) zusammenarbeiten. So können die Kompetenzen verschiedener Berufsgruppen nach störungsspezifischer, differentieller Indikationsstellung sinnvoll kombiniert und ergänzt werden. Die Leitlinie richtet sich an alle entsprechenden Berufs- und Fachgruppen. Sie enthält auch Hinweise auf die Qualifikation von einzelnen Berufsgruppen (z.B. in der Behandlung spezieller Störungen). „Mit der konsensbasierten S2-Leitlinie stehen Experten nun wissenschaftlich fundierte und interdisziplinär abgestimmte Empfehlungen für die Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen im frühen Kindesalter zur Verfügung“, stellt BPtK-Vorstand Lehndorfer fest. „Psychotherapie ist die Hauptbehandlungsform einer leitliniengerechten Versorgung psychischer Erkrankungen im frühen Kindesalter. Dabei sind bei den Kindern dieser Altersgruppen psychotherapeutische Interventionen in der Regel pharmakologischen Therapien vorzuziehen.“
 
Zur Leitlinie "Psychische Störungen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter" gelangen Sie hier.
18.11.2015
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