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LPK RLP stellt Umfrage-Ergebnisse vor: "Menschen mit geistiger Behinderung in der Psychotherapie"

Bei einem Web-Seminar am 14. Oktober 2020 mit dem Titel "Menschen mit geistiger Behinderung in der Psychotherapie" stellte die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz die Ergebnisse einer Umfrage unter ihren Mitgliedern vor: Im Februar dieses Jahres wurden die ambulant tätigen Kammermitglieder zum Thema "Psychotherapie und geistige Behinderung" befragt. Gemeinsam mit der Beratungsstelle Liebelle – einer Beratungs-, Forschungs- und Bildungsstätte zum Thema Sexualität und geistige Behinderung – hatte die Kammer einen Online-Fragebogen entwickelt, um einen Überblick über die aktuelle Versorgungslage zu erhalten.

Für Menschen mit einer Intelligenzminderung (Lernbehinderung oder geistige Behinderung) ist aufgrund der sozialen, emotionalen und kognitiven Barrieren das Risiko, an einer psychischen Erkrankung zu leiden, erhöht. Bei der Umfrage wurde unter anderem erhoben, inwiefern psychotherapeutische Behandlungen bei Menschen mit geistiger Behinderung durchgeführt werden und wenn nicht, warum dies bisher noch nicht vorkam. Durch die Umfrage sollten mögliche Hürden auf dem Weg zu einem Therapieplatz für diesen Personenkreis identifiziert werden. Mit der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse eröffnete Ulrich Bestle, Mitglied des Vorstandes der LPK RLP, das Web-Seminar, zu dem sich rund 70 Teilnehmer angemeldet hatten. Zu einer Zusammenfassung der Ergebnisse gelangen Sie HIER

Anschließend gab die Referentin Katrin Schwibinger Einblicke in die psychotherapeutische Arbeit bei Menschen mit Intelligenzminderung. Die Psychologische Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und Diplom-Pädagogin ist psychologische Beraterin in der oben bereits erwähnten Beratungs-, Forschungs-und Bildungsstätte "Liebelle" in Mainz. Sie sprach über Chancen und Grenzen der psychotherapeutischen Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung sowie "Schranken im Kopf", thematisierte Besonderheiten in der Psychodiagnostik und gab methodischen Input. Besonders betonte sie die Notwendigkeit der Vernetzung aller an der Behandlung dieser besonderen Patientengruppe beteiligten Akteure.

Diesen Punkt hatte auch Herr Bestle bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse stark gemacht. Neben dem Aufbau vor allem regionaler Netzwerke nannte er die Reduzierung von Berührungsängsten und dadurch mehr Inklusion und Diversität als wichtige Ziele. Da viele der Befragten angaben, keine Anfragen dieser Patientengruppe zu haben, erscheint es besonders wichtig, alle Akteure, die mit Menschen mit geistiger Behinderung arbeiten, über die Versorgungsstrukturen und Möglichkeiten der psychotherapeutischen Behandlung aufzuklären. Zudem müssten koordinierende Tätigkeiten und komplexe Behandlungen besser vergütet werden. Wichtig sei außerdem, das Thema "Psychotherapie mit Menschen mit geistiger Behinderung" auch in Aus- und Weiterbildung zu verankern. Dass das Interesse an diesem Themenfeld groß ist, zeigte die rege Beteiligung an der Umfrage und an dem Web-Seminar, bei dem die Möglichkeit Fragen zu stellen, gern genutzt wurde.

Zum Download:

21.10.2020
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