LPK-Kooperationsveranstaltung "Ukraine: Menschen im Krieg"
Was haben Menschen erlebt, die aus Krisen- und Kriegsgebieten zu uns nach Deutschland kommen? Wie sieht die Lebensrealität in der Ukraine momentan aus? Und welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die psychotherapeutische Behandlung von Kriegsflüchtlingen? Gemeinsam mit der Koordinierungsstelle für die interkulturelle Öffnung des Gesundheitssystems in Rheinland-Pfalz hat die Landespsychotherapeutenkammer RLP diese Fragen am 23. Mai 2023 in einem Online-Seminar mit dem Titel "Ukraine: Menschen im Krieg" thematisiert. Im ersten Teil der Veranstaltung zeigte der Journalist und Fotograf Till Mayer Fotografien aus dem Krieg in der Ukraine. Im zweiten Teil sprach Ulrich Bestle, Psychologischer Psychotherapeut und Mitglied des Vorstandes der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, über die psychischen Folgen von Kriegserlebnissen und die psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten Menschen.
Till Mayer dokumentiert bereits seit 2017 den Krieg im Donbas. Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 berichtet er im Schichtsystem über den Angriffskrieg. Seine Foto-Reportagen führen ihn sowohl ins Hinterland als auch direkt an die Front. Seine nachhaltig wirkenden Bilder verdeutlichen die extremen Lebensumstände, denen sich die Menschen im Krieg stellen müssen. Die ergreifenden Fotografien, die er dem Teilnehmer*innen des Webseminars zeigte, verdeutlichten, dass dort weiterhin Menschen traumatisiert werden, von denen viele keinerlei Hilfe erhalten.
Wo psychotherapeutische Hilfe für Betroffene ansetzen kann und welche Herausforderungen damit verbunden sind, erläuterte Ulrich Bestle in seinem Vortrag. Er verwies darauf, dass Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bei erwachsenen Geflüchteten mindestens 8,5 mal häufiger als in der deutschen Bevölkerung auftreten; Depressionen 2,5 mal häufiger. Er gab einen Überblick über die Typologie von traumatischen Ereignissen sowie die neue Diagnostik der PTBS in DSM 5 und ICD 11 und erklärte, was im Gehirn bei einer Traumatisierung passiert. Außerdem erläuterte Herr Bestle die rechtlichen Rahmenbedingungen und Besonderheiten für Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland. In seinem Vortrag gab er auch einen Überblick über das Engagement der Landespsychotherapeutenkammer für eine bessere psychotherapeutische Versorgung Geflüchteter und die politischen Forderungen der Kammer - etwa nach der Etablierung eines klaren, transparenten Antragsverfahrens für die Behandlung von Geflüchteten, die Leistungen nach dem AsylbLG beziehen, sowie eine geregelte, transparente und standardisierte Finanzierung für den Einsatz von Sprach- und Kulturmittler*innen.
Das Vorstandsmitglied betonte, wie wichtig interkulturelle Kompetenz und eine kultursensible Diagnostik seien. Um die Kompetenz der Kammermitglieder auf diesem Feld zu schulen, bieten die Landespsychotherapeutenkammer und die Koordinierungsstelle seit Jahren regelmäßig gemeinsame Fortbildungen an. Die Termine dieser Veranstaltungen und weitere Informationen werden Ihnen auf unserer Homepage unter Aktuelles / Veranstaltungen der LPK RLP zur Verfügung gestellt.