Kammermitglied Prof. Dr. Wolfgang Lutz wird neuer Präsident der Society for Psychotherapy Research
Der Psychologische Psychotherapeut Prof. Dr. Wolfgang Lutz, seit 14 Jahren Mitglied der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, wurde zum Präsidenten der Society for Psychotherapy Research (SPR) gewählt. Er steht damit einer bedeutenden internationalen, multidisziplinären wissenschaftlichen Organisation vor, die sich der Psychotherapieforschung verschrieben hat. Die Landespsychotherapeutenkammer gratuliert Herrn Lutz ganz herzlich zur Wahl und wünscht für die neue Aufgabe viel Erfolg!
Dieses Jahr wird Wolfgang Lutz als President Elect mit der Organisation der nächsten SPR-Konferenz in Denver im Jahr 2022 beschäftigt sein, was mit der Schwerpunktsetzung auf neue wichtige Forschungsthemen verknüpft ist. Die Konferenz wird seine Amtszeit als Präsident der Gesellschaft einläuten, die im Sommer 2023 endet. Auch danach wird er noch einige Zeit im zentralen Entscheidungsgremium der Organisation, dem Executive Comitee, tätig sein. Die Wahl zum Präsidenten der SPR empfindet Herr Lutz als große Ehre, wie er berichtet. Zumal einer seiner wichtigsten wissenschaftlichen Mentoren, Ken Howard, die Organisation begründet hat. "Es handelt sich um eine Organisation bei der alle Therapieschulen vertreten sind und Kolleg*innen sich zum Thema Psychotherapieforschung aus der ganzen Welt zusammenfinden. Jedes Meeting ist außerordentlich faszinierend hinsichtlich seiner Vielseitigkeit und Internationalität", schwärmt Wolfgang Lutz. Schon vor rund 20 Jahren, während seiner Post-Doc-Zeit an der Northwestern University in Chicago, hatte er sich die Kandidatur als Fernziel vorgenommen.
Bis dahin war es ein weiter Weg: Die Tätigkeit als Hilfslehrer in einer Schule für geistig behinderte Kinder während des Zivildienstes brachte den gebürtigen Mainzer auf die Idee, Psychologie zu studieren. Während eines Praktikums in der Forschungsstelle für Psychotherapie in Stuttgart, reifte der Wunsch, sich auf die Forschung zu konzentrieren. Dem Praktikum in der Forschungsstelle folgte eine Anstellung als Hilfskraft, auch die Diplomarbeit und schließlich die Promotion verfasste Wolfgang Lutz dort. Nach der Promotion zog es ihn nach Chicago an die Northwestern University, anschließend war er von 2004-2007 SNF-Professor für Klinische Psychologie/Psychotherapie am Institut für Psychologie der Universität Bern in der Schweiz. Mit seiner Rückkehr nach Rheinland-Pfalz schloss sich der Kreis: Nun hat er an der Universität Trier die Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie inne und ist Leiter der Poliklinischen Psychotherapieambulanz sowie der Postgradualen Weiterbildung "Psychologische Psychotherapie". Er ist Mit-Herausgeber zahlreicher Fachzeitschriften und der neuen Auflage des seit fünfzig Jahren zentralen Standardwerkes der Psychotherapieforschung, dem "Bergin and Garfield Handbook of Psychotherapy and Behavior Change". Von der Association for Psychological Science (APS) wurde er als "distinguished researcher and leader in the field of psychological science" geehrt.
Prof. Dr. Wolfgang Lutz hat über 300 Arbeiten zur Psychotherapieforschung veröffentlicht. In Fachartikeln, Buchkapiteln und Büchern hat er sich mit den Themen Psychotherapieergebnis- und Prozessforschung auseinandergesetzt. Schwerpunkte seiner Forschung sind Evaluation und Qualitätssicherung, kontinuierliche und diskontinuierliche Therapieverläufe, psychotherapeutische Mikrostrategien sowie die evidenzgestützte Personalisierung von Diagnose und Behandlung depressiver Störungen und Angststörungen. "Die Psychotherapieforschung wurde in den letzten Jahren immer internationaler sowie praxis- und ergebnisorientierter", berichtet Herr Lutz. Es sei eine stärkere Orientierung an Therapieergebnissen festzustellen. Kontinuierliche Erhebungen im Therapieverlauf können die Grundlage für eine bessere Qualitätssicherung und Versorgung bilden. Geforscht wird häufig auf Basis sehr großer Stichproben von mehreren hunderten oder sogar tausenden Patient*innen und Therapeut*innen. So sollen die konkrete Tätigkeit von Psychotherapeut*innen und die Ergebnisse transparenter abgebildet werden. Der Forschungsfokus richtet sich dabei vermehrt auf Patientengruppen, die bisher nicht auf Psychotherapie ansprechen. Ziel ist es, Forschung, Praxis und Weiterbildung enger zu verzahnen und letztlich die Versorgung der Patient*innen durch die gewonnenen Erkenntnisse zu verbessern.
Hilfreich für die Psychotherapieforschung sind die neuen technischen und internetgestützten Möglichkeiten, die ein wichtiges Thema für Wolfgang Lutz sind. Im Rahmen des Projektes "Diskurs Digitalisierung Psychotherapie" der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz stellte er in einem Interview mit der Kammerpräsidentin Sabine Maur den "Trierer Therapie Navigator" vor, ein digital gestütztes Rückmeldesystem zur Verbesserung von Psychotherapien. In dem Gespräch ging es außerdem um die Bereitschaft von Patient*innen, sich auf solche Systeme einzulassen, um online-basierte Therapietools, um die Selbsteinschätzung von Psychotherapeut*innen und um zukünftige digitale Entwicklungen in der Psychotherapie. Den Podcast mit diesem Interview finden Sie hier.
Auch die aktuelle Pandemielage hält interessante Forschungsfragen für Wolfgang Lutz und sein Team bereit: So wird beispielsweise der Einfluss von Social Distancing auf das psychische Wohlbefinden und der Umstieg von Face-to-Face- auf Videotherapie wissenschaftlich begleitet. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Umstieg auf Videotherapie überwiegend unproblematisch verlief und keine Verschlechterung des Verlaufs nach sich zog – außer bei denjenigen Patienten, die sich durch die Corona-Situation ohnehin besonders stark belastet fühlen. Für sie ist der Umstieg auf Videotherapie eine zusätzliche Belastung. Wie sich das mit zunehmender Dauer der Pandemie und der Einschränkungen entwickeln wird? Es bleibt spannend und der Psychotherapieforschung werden die Forschungsfragen nicht ausgehen.
Wir wünschen Herrn Prof. Dr. Wolfgang Lutz für seine weitere Tätigkeit alles Gute und danken herzlich für das interessante Telefonat!