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Flutkatastrophe in RLP: Infos und psychosoziale Hilfe für Betroffene

Das unmittelbare Erleben einer Katastrophe ist auch psychisch sehr belastend. Wo finden Betroffene der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz psychosoziale Unterstützung? Informationen zu psychischen Reaktionen und Hilfsangeboten haben wir Ihnen im Folgenden zusammengestellt:

A) Psychotherapeutische Erste Hilfe vor Ort
Psychotherapeutische Erste Hilfe vor Ort bietet das Netzwerk "Soforthilfe Psyche". Betroffene der Hochwasserkatastrophe können sich über die Website www.sofortaktiv.de mit Helfer*innen aus den Fachgebieten der Psychotraumatologie und des EMDR vernetzen.

B) Telefonische Unterstützung

  • Psychosoziale erste Hilfe der Landesregierung Rheinland-Pfalz: Zur psychosozialen Akutbetreuung steht Betroffenen unter der Hotline Nummer 0800 0010218 qualifiziertes Fachpersonal in dem Bereich des Krisen- und Notfallmanagements zur Verfügung.

C) Psychotherapeutische Angebote für Menschen aus den Flutgebieten in RLP

  • Telefon: 0800 5758767 (9 - 16 Uhr). Starke psychische Reaktionen sind in den ersten Wochen nach einer Katastrophe normal (siehe unten). Wenn Sie unsicher sind und Rat suchen, wenn Sie das Gefühl haben, diese psychischen Reaktionen nicht mehr allein bewältigen zu können oder wenn Sie nicht wissen, wie Sie die Reaktionen Ihres Kindes einordnen und darauf reagieren sollen, so können Sie eine psychotherapeutische Sprechstunde in Anspruch nehmen. Es gibt psychotherapeutische Sprechstunden für Erwachsene bei Psychologischen Psychotherapeut*innen, und psychotherapeutische Sprechstunden für Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern bei Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen. Da die Psychotherapeut*innen in den Krisengebieten vor Ort eventuell nicht genug Kapazitäten haben, sind auch Videosprechstunden in ganz Rheinland-Pfalz möglich. Die Kosten für die Sprechstunden (auch per Video) tragen die gesetzlichen Krankenkassen.
  • Die Psychotherapieambulanz für Kinder und Jugendliche der Uni Trier bietet kurzfristige Krisengespräche für betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene über Video oder vor Ort an. Weitere Infos und Kontaktdaten finden Sie HIER.

D)Informationen zu psychischen Reaktionen
Das unmittelbare Erleben einer Katastrophe kann traumatisierend sein. Insbesondere nach dem Erleben von Todesangst, massiven Ängsten um Angehörige, starker Ungewissheit und Hilflosigkeit, Alleinsein und Auf-sich-gestellt-sein oder wenn man Verletzungen erlitten oder gar Angehörige verloren hat. Stark belastend ist außerdem das Gefühl, nicht helfen zu können oder gar der Glaube, andere „im Stich gelassen“ zu haben. Auch die Zerstörung des eigenen Zuhauses als sicherer Rückzugsort kann traumatisch sein, ebenso der Verlust von wichtigen persönlichen Dingen, die unwiederbringlich sind. Hinzu kommen die teils massiven Sorgen um die eigene Zukunft. Besonders belastend kann all dies für alte und kranke Menschen sein, ebenso für Kinder. Auch Hilfskräfte sind einer sehr starken psychischen Belastung ausgesetzt.

Bei vielen betroffenen Menschen führt dies in den ersten Wochen zu Belastungssymptomen wie beispielsweise Schlafproblemen, Reizbarkeit, Ängsten, Traurigkeit, innerer Leere, Alpträumen, Konzentrationsproblemen etc. Dabei ist es wichtig, sich bewusst zu machen: All dies sind zunächst normale Reaktionen auf eine extrem außergewöhnliche Situation, nämlich eine Katastrophe. Diese ersten Belastungssymptome lassen meist nach einiger Zeit deutlich nach, insbesondere bei guter psychosozialer Unterstützung durch Familie, Bekannte, Freundeskreis, Ortsgemeinschaft, Gemeinde und auch die Politik.

Für Menschen aber, die unter anhaltenden oder stärker werdenden Belastungssymptome leiden, kann es wichtig sein, fachliche Hilfe zu bekommen, beispielsweise in Form von Psychotherapie. Das größte Risiko ist die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), wie sie bei etwa 20-30% der Menschen zu beobachten ist, die eine Naturkatastrophe erlebt haben. Es ist wichtig, bei einer PTBS fachliche Hilfe zu bekommen, da sie zur Chronifizierung neigt und erhebliche Folgeprobleme wie Depressionen und Sucht mit sich bringen kann. Zudem kann eine PTBS die normale Bewältigung des Alltags stark erschweren und ist somit mit großem Leid für die Betroffenen verbunden.

Informationsmaterial:

  • Für Einsatz- und Fachkräfte: Der BDP stellt einen Flyer "Großschadenslagen: Handlungsempfehlungen für Einsatz- und Fachkräfte" zur Verfügung, den Sie HIER finden.

E) Informationen speziell für Kinder, Jugendliche, Familien
Was können akute Belastungssymptome von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter sein?

  • weinerliches, ängstliches, trauriges, besorgtes Verhalten
  • Wutanfälle, Gereiztheit, Unruhe, Anspannung
  • will nicht allein schlafen, Alpträume, Probleme einzuschlafen
  • klammert sich an Erwachsene, will nicht allein sein
  • verhält sich jünger, als es seinem/ihrem Alter entspricht (z.B. wieder einnässen, Babysprache, Daumenlutschen)
  • das belastende Ereignis kommt in Spielen, Geschichten und Bildern vor
  • vermeidet, über das belastende Ereignis zu sprechen (auch nicht auf Nachfrage)
  • fürchtet sich vor Sachen, die an das Ereignis erinnern (hier z.B. Regen, Wasser, Gewitter, Martinshorn, Hubschrauber)
  • vermeidet Sachen, die an das Ereignis erinnern
    [Quelle u.a.: PEDS-ES]

Um Kindern in dieser schwierigen Situation zu helfen, müssen als erstes die Grundbedürfnisse befriedigt werden, also Sicherheit, Schutz, Nahrung, Trinken, Hygiene. Dann sollte man versuchen, den Kindern bei der Einordnung der Geschehnisse zu helfen – am besten in Form einer Erzählung: Beginnend mit der sicheren Ausgangssituation kann man die Geschehnisse in kindgerechten Worten ohne zusätzliche Dramatisierung erklären. Am Ende der Erzählung ist es wichtig, Sicherheit zu vermitteln. Erfahrungen und Gefühle sollten angesprochen und eingeordnet werden. Dabei sollten Kinder nicht mit eigenen elterlichen Ängsten überfrachtet werden. Manche Kinder zeichnen ihre Erlebnisse, träumen davon oder spielen sie nach. Wichtig ist, zum Zuhören, Trösten und Beruhigen zur Verfügung zu stehen. Machen Sie dem Kind deutlich, wie viele Menschen helfen und unterstützen; vermitteln Sie, dass man nicht allein ist. In den ersten Tagen und Wochen kann es zu Belastungssymptomen kommen wie beispielsweise Anspannung, Gereiztheit, Traurigkeit, Alpträumen, Schlafproblemen, Einnässen, Angst vor dem Alleinsein. In der Regel bessert sich all dies im Laufe der Zeit. Sollte keine Besserung eintreten, kann es wichtig sein, sich Unterstützung zu suchen, beispielsweise psychosoziale Hilfen in der Gemeinde oder ggf. auch psychotherapeutische Hilfe.

Informationsmaterial:

Auf Deutsch:

Auf Englisch:

Auf Türkisch:

Hilfen für den psychosozialen Notfall in weitere Sprachen finden Sie HIER.

 

Foto: Pixabay/Hermann

18.11.2021
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