In Krisen-Zeiten Ausbau der Psychotherapeutischen Versorgung forcieren!
Als Höhepunkt der Woche der Seelischen Gesundheit findet jedes Jahr am 10. Oktober der Welttag der seelischen Gesundheit statt. An diesem Tag soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf psychische Erkrankungen gelenkt und für mehr Akzeptanz und Unterstützung Betroffener geworben werden. Die grüne Schleife wirbt als internationales Symbol für eine Gesellschaft, die offen und tolerant mit psychischen Erkrankungen umgeht.
Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und dürfen kein Tabuthema mehr sein: Fast jeder Dritte erkrankt in Deutschland im Zeitraum eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Die Nachfrage nach Psychotherapieplätzen nimmt seit Jahren zu. Durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen, durch die psychischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Klimakatastrophe ist die ohnehin schon sehr angespannte Versorgungslage weiter unter Druck geraten: Zwar stehen in Deutschland ausreichend Psychotherapeut*innen zur Verfügung, doch die Zahl der Kassensitze ist seit Jahren zu gering. Unzumutbar lange Wartezeiten sind die Folge. Auch in Rheinland-Pfalz beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf einen Platz in der Richtlinienpsychotherapie rund 20 Wochen, in ländlichen Regionen ist die Versorgungssituation besonders schlecht. Während der langen Wartezeit kann sich die Erkrankung verschlimmern oder chronisch werden. Um die Situation psychisch kranker Menschen zu verbessern, müsste die veraltete Bedarfsplanung überarbeitet werden.
Auch im stationären Kontext ist die psychotherapeutische Versorgung oft mangelhaft: Mit seiner jüngsten Entscheidung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erneut die Hoffnung auf Besserung zerschlagen und den ausdrücklichen Auftrag des Gesetzgebers ignoriert, die psychotherapeutische Behandlung in den psychiatrischen Krankenhäusern zu verbessern. Aktuell können Patent*innen stationär maximal 50 Minuten Psychotherapie pro Woche erhalten, so viel wie in einer ambulanten Behandlung. Aufgrund der Schwere der psychischen Erkrankungen reicht diese Menge an Psychotherapie in psychiatrischen Kliniken jedoch nicht aus.
Anlässlich der Woche der Seelischen Gesundheit fordert die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz daher die politischen Entscheidungsträger auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die im Koalitionsvertrag anvisierten Verbesserungen der psychotherapeutischen Versorgung in die Tat um zu setzen. Dies ist vor dem Hintergrund der Vielzahl von momentanen Krisen und Katastrophen nötiger denn je.