Gesundheit immer stärker durch Klimawandel bedroht
Weltweit wird die physische und psychische Gesundheit der Menschen immer stärker durch den schnell fortschreitenden Klimawandel gefährdet. Wie aus dem kürzlich erschienenen 8. Jahresbericht des „Lancet Countdown: Tracking Progress on Health and Climate Change“ hervorgeht, haben 10 von 15 Indikatoren für Gesundheitsrisiken neue Höchststände erreicht. Das Autorenteam vom Institute for Global Health des University College London hat für den Report im Vorfeld der 29. Weltklimakonferenz zahlreiche Studienergebnisse und Klimadaten zusammengetragen und warnt eindringlich vor der zunehmenden Bedrohung.
Durch den Klimawandel nimmt die Häufigkeit lebensgefährlicher Extremwetterereignisse weltweit zu, jüngstes Beispiel sind die verheerenden Überschwemmungen in Spanien. In Rheinland-Pfalz wecken die Bilder der dortigen Zerstörung sofort Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021, deren Folgen bis heute gravierend sind. Die Nachwirkungen der Katastrophe sind nicht zuletzt in den Psychotherapiepraxen zu spüren, die die große Nachfrage nach psychotherapeutischer Unterstützung kaum bewältigen können. Sowohl traumatische Erlebnisse durch Naturkatastrophen als auch prekäre Lebensumstände im Nachgang können zu akuten Belastungsreaktionen, traumatischem Stress, Angstzuständen, Suchtmittel-Missbrauch oder längerfristig zu psychischen Erkrankungen führen.
Langfristige Veränderungen wie Hitze und Dürreperioden sowie Luftverschmutzung zeigen ebenso nachweislich negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Zudem wird die psychische Gesundheit durch diverse Folgen der Erderhitzung indirekt gefährdet, etwa durch die Zunahme von Infektionskrankheiten, kardiovaskulären und Atemwegserkrankungen sowie durch Migrationsbewegungen aufgrund des Verlustes von Heimat und Lebensgrundlage, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit. Gleichzeitig verschärft die Klimakrise soziale Ungleichheit durch die stärkere Betroffenheit vulnerabler und diskriminierter Gruppen. Nicht zuletzt führt die Auseinandersetzung mit all diesen Bedrohungen zu erhöhtem Stress, Klimaangst, ökologischer Trauer und Hilflosigkeit.
Um dieser Bedrohungslage entgegenzuwirken, sind JETZT größte politische und gesamtgesellschaftliche Anstrengungen sowie die Zusammenarbeit aller relevanten Akteur*innen nötig. Die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz fordert von den politischen Entscheidungsträger*innen, effektiven Klimaschutz zügig und unter Berücksichtigung von sozialer Gerechtigkeit umzusetzen, um die Gesundheit der Menschen und ihren Lebensraum zu schützen.
Um für Großschadenslagen nach Extremwetterereignissen gerüstet zu sein, müssen Strategien zur Psychologischen Ersten Hilfe und Notfallpsychotherapie entwickelt und in den Katastrophenschutz implementiert werden. Die psychische Gesundheit muss sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Notfallversorgung verstärkt mitgedacht werden.
Die Landespsychotherapeutenkammer wird sich weiterhin für diese Ziele stark machen und ihre Expertise gerne zur Verfügung stellen, um sie gemeinsam zu erreichen.
- Den Bericht „The 2024 report of the Lancet Countdown on health and climate change: facing record-breaking threats from delayed action“ finden Sie hier.
- Einen Artikel, der zu diesem Thema am 30.10.2024 im Ärzteblatt erschienen ist, finden Sie hier.
- Die Broschüre der LPK RLP „Klimanotfall – Auswirkungen ökologischer Krisen auf die psychische Gesundheit. Informationen und politische Forderungen“ von 2023 finden Sie hier.
- Weitere Nachrichten rund um Klimakatastrophe und psychische Gesundheit finden Sie in der gleichnamigen Rubrik unserer Homepage hier.