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Erfolgreiche Fachtagung „Was passiert mit unseren Gesundheitsdaten?“

Mit 120 Teilnehmer*innen im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz ging am 13. November 2023 die Fachtagung „Was passiert mit unseren Gesundheitsdaten? Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Nutzung von Gesundheitsdaten“ zu Ende. Mehr als 100 weitere Zuschauer*innen verfolgten per Livestream die Vorträge und Diskussionen von Expert*innen aus Recht, Ethik, Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Datenschutz. Die Initiative „Mit Sicherheit gut behandelt“, der neben dem Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz auch die im Lande ansässige Kassenärztliche Vereinigung, die Landespsychotherapeutenkammer und die Landesärztekammer angehören, hatte zu der Tagung eingeladen.

Prof. Dr. Ursula Klingmüller, Mitglied des Deutschen Ethikrats, und Prof. Dr. Jürgen Kühling von der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Regensburg legten mit pointierten Keynotes aus ethischer und rechtlicher Sicht die Grundlage für den interdisziplinären Austausch.

Dieser wurde im ersten Fachgespräch „Recht und Ethik“ unmittelbar aufgegriffen: „Datenschutz ist kein Hindernis, sondern Teil der Lösung“, fasste Prof. Dr. Dieter Kugelmann, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz, zusammen. „Es gibt Spielräume, die klug und sinnvoll genutzt werden müssen. Entscheidend ist, den Datenschutz frühzeitig an den Tisch zu bringen und gemeinsam mit der Ethik und der Medizin an tragfähigen Lösungen zu arbeiten. Dann kann eine Digitalisierung des Gesundheitssektors gelingen, die der Gesundheit der Menschen dient, ohne ihre Rechte und Freiheiten unverhältnismäßig einzuschränken.“

Im Fachgespräch „Versorgungsqualität“ diskutierten Fachleute aus Ärzteschaft, Krankenkassen, Forschung und Datenschutz unter anderem über das Modell der elektronischen Patientenakte und über die Herausforderung, Betroffene umfassend und verständlich über die Nutzung von Gesundheitsdaten aufzuklären. Neue Berufsbilder und Ausbildungswege hin zur Gesundheitsdatenmanagerin oder zum Datenlotsen könnten entstehen. „In der digitalen Gesundheitswelt ist Datenschutz zweifellos ein hohes Gut. Es ist aber gleichermaßen wichtig, die dokumentierten Patientendaten für die medizinische Wissenschaft zu Forschungszwecken bereitzuhalten. Hier müssen wir einen Weg finden, um beiden Anforderungen im Sinne einer hochwertigen Patientenversorgung bestmöglich gerecht zu werden“, sagte Dr. Peter Heinz, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Aber auch die Stärkung digitaler Kompetenzen bei allen Akteur*innen des Gesundheitssektors stellte sich als zentrales Anliegen heraus.

Das Fachgespräch „Medizin 2.0“ nahm Entwicklungen auf dem Gebiet der Gesundheitsforschung in den Blick. Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der datengestützten Medizin sowie die Chancen und Risiken beim Einsatz künstlicher Intelligenz wurden von Vertreter*innen der Psychotherapeuten- und Ärzteschaft sowie aus der Forschung differenziert dargestellt. „Auch wenn die face-to-face-Behandlung in der Psychotherapie Goldstandard bleibt, bietet die Digitalisierung wichtige ergänzende Möglichkeiten, die wir nutzen sollten. Dafür ist ein umsichtiger Umgang mit den sensiblen Daten der Patient*innen unbedingt erforderlich. Unsere Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass Datenschutz und die Nutzung der Vorzüge der Digitalisierung vereinbar sind“, stellte Sabine Maur, Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, fest. „Jeder unterstützt mit seinen Gesundheitsdaten datensolidarisch die Gemeinschaft. Zukünftig sollte die Nutzung und Verknüpfung von Gesundheitsdaten aus der elektronischen Patientenakte zur Arzneimittelüberwachung, zur Krebsbehandlung oder zur Qualitätssicherung genutzt werden. Die aktuellen Informations- und Datenflüsse sind dabei so weiterzuentwickeln, dass sie auch für die aktive Steuerung des akuten Versorgungsgeschehens nutzbar sind. Ziel sollte dabei ein Echtzeitgesundheitssystem sein. Der Digitalisierungsstau verlangsamt allerdings aktuell den Fortschritt in der Medizin“, sagte Dr. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz.

Bei diesem Fachgespräch wurde auch deutlich, dass interdisziplinäres Vorgehen von der Projektidee bis zur Gesetzgebung ebenso wie umfassendes Vertrauen in die Sicherheit der Datenverarbeitung fundamental für den Erfolg der digitalen Transformation sind.

Die große Resonanz auf die Fachtagung belegte die gesellschaftliche Relevanz des Themas und bestärkt die Organisator*innen in ihrer Überzeugung, die Perspektiven und Kompetenzen verschiedener Fachdisziplinen zugunsten einer tragfähigen Modernisierung des Gesundheitssystems zu bündeln.

„Klar ist: Die Digitalisierung bringt Geschwindigkeit, das heißt schnellere Befundermittlung und schnellere Hilfe für die Patienten. Außerdem haben Leistungserbringer künftig über die elektronische Patientenakte Zugriff auf Gesundheitsdaten, sofern diese dort freigegeben sind. Das rettet im Ernstfall Leben“, betonte Peter Andreas Staub, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz.

„Wir haben uns vorgenommen, konstruktiv und lösungsorientiert an die Herausforderungen der digitalen Nutzung von Gesundheitsdaten heranzugehen. Das ist uns gelungen“, resümierte Prof. Dr. Dieter Kugelmann. Die auf der Tagung diskutierten Lösungsansätze will die Initiative „Mit Sicherheit gut behandelt“ aufgreifen und in die weitere Debatte einbringen.

  • Das Programm zur Veranstaltung finden Sie HIER.
  • Informationen zu den Referent*innen finden Sie HIER.


Im Vorfeld der Veranstaltung fand ein Pressegespräch statt, bei dem Sabine Maur, Peter Andreas Staub, Dr. Günther Matheis und Prof. Dr Dieter Kugelmann sich den Fragen der Journalist*innen von SWR, RPR 1 und Allgemeiner Zeitung stellten. Der SWR war mit einem Kamerateam vor Ort, im Anschluss an die Pressekonferenz wurden O-Töne aufgenommen. Weitere Medienvertreter*innen, u.a. vom Deutschen Ärzteblatt, der Ärztezeitung und vom Ärztenachrichtendienst verfolgten die Veranstaltung per Livestream. Über mediale Veröffentlichungen im Kontext der Fachtagung informieren wir Sie in unserer Homepage-Rubrik "Die LPK RLP in den Medien".

 

Im Nachgang der Fachtagung haben die Kooperationspartner*innen gemeinsam ein richtungsweisendes Positionspapier für eine datenschutzrechtlich, ethisch und fachlich tragfähige Digitalisierung der Gesundheitsversorgung veröffentlicht. Dieses fasst die wichtigsten Ergebnisse der Fachtagung zusammen und zeigt: Datenschutz und Digitalisierung sind vereinbar, wenn man es richtig angeht. Zu diesem Positionspapier gelangen Sie hier.
Über das Positionspapier berichteten die Ärztezeitung und das Ärzteblatt am 7. Dezember 2023. Zu den Artikeln gelangen Sie hier.

 


 

Hintergrund: Die Initiative „Mit Sicherheit gut behandelt“
Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz, die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz, die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz und die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz haben sich in der Initiative „Mit Sicherheit gut behandelt“ zusammengeschlossen, um Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen bei ihrer Verpflichtung zu unterstützen, die Vorgaben der ärztlichen Schweigepflicht auch im 21. Jahrhundert zu gewährleisten. Ziel ist die Verbesserung von IT-Sicherheit und Datenschutz in den Praxen.
Kernstück der Initiative ist die Website https://www.mit-sicherheit-gut-behandelt.de. Darin stellen die Kooperationspartner zahlreiche Informationen, Handlungshilfen, Checklisten und Links bereit, die bei der Gewährleistung von IT-Sicherheit und Datenschutz im Zusammenhang mit einem Praxisbetrieb von Bedeutung sind. Einzelthemen werden in redaktionellen Beiträgen in Fachzeitschriften aufgegriffen. Heilberufskammern und IT-Hersteller wurden frühzeitig eingebunden, um auch deren Potential bei der Verbesserung von IT-Sicherheit und Datenschutz in den Praxen zu nutzen. Über die Initiative wird in einem Flyer umfassend informiert, der HIER zum Download bereit steht.

13.11.2023
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