Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen nimmt weiter zu
Psychische Erkrankungen gehören bei den rund 9,3 Millionen Versicherten der Betriebskrankenkassen (BKK) weiterhin zu den häufigsten Erkrankungen. Bei über 30 Prozent der BKK-Versicherten wurde 2013 eine psychische Störung diagnostiziert – bei Frauen (35,7 Prozent) deutlich häufiger als bei Männern (26,1 Prozent), bei Arbeitslosen (32,2 Prozent) häufiger als bei Beschäftigten (27,0 Prozent). Bei 9,5 Prozent wurde eine depressive Störung und bei 2,6 Prozent eine rezidivierende depressive Störung diagnostiziert. Depressionsdiagnosen waren besonders häufig bei Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung, Sozialversicherung und Gesundheits- und Sozialwesen. Antidepressiva wurden in Ostdeutschland erheblich weniger verschrieben als in Westdeutschland. So wurden in Straubing (Bayern) mehr als 2,5-mal so häufig Antidepressiva verordnet wie in Meißen (Sachsen). Das sind die zentralen Ergebnisse des „Gesundheitsatlas 2015 – Blickpunkt Psyche“, den der BKK-Bundesverband in Berlin veröffentlichte.
Arbeitsunfähigkeit
Auch die Anzahl der Tage, die BKK-Versicherte aufgrund von psychischen Erkrankungen arbeitsunfähig geschrieben waren (AU-Tage), nahmen weiter zu. Rund 15 Prozent aller AU-Tage waren 2013 psychisch bedingt. Die Krankschreibungen dauerten durchschnittlich circa 40 Tage. Bei Depressionen fielen die Beschäftigten sogar 58 Tage aus. Keine andere Erkrankung (Krebserkrankungen, Kreislauf, Muskel-Skelett) führte zu so langen Ausfällen in den Unternehmen. Vor allem Beschäftigte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen fehlten überdurchschnittlich häufig aufgrund von Depressionen. Die meisten Krankschreibungen wegen Depressionen (F32) erfolgten bei der Hälfte der AU-Tage (49,3 Prozent) aufgrund unspezifischer Diagnosen (F32.9). Prävalenz- und Diagnosedaten
Der BKK-Dachverband nutzte die Expertise von Prof. Dr. Frank Jacobi (Psychologische Hochschule Berlin), um die BKK-Abrechnungsdaten mit Studien zur Häufigkeit psychischer Erkrankungen in Deutschland (Bundes-Gesundheitssurvey 1998 und DEGS1 2012) zu vergleichen. Nach den epidemiologischen Studien nehmen psychische Erkrankungen nicht zu. Danach erkrankt weiterhin ungefähr jeder dritte Erwachsenen innerhalb eines Jahres an einem seelischen Leiden (BGS: 31,1 Prozent, DEGS: 30,1 Prozent). Seit Ende der 1990er Jahre des letzten Jahrhunderts ist keine generelle Zunahme der psychischen Störungen festzustellen. Dagegen haben die diagnostizierten psychischen Erkrankungen bei den BKK-Versicherten deutlich zugenommen: von 21,4 Prozent (2009) auf 30,5 Prozent (2013). Beide Häufigkeiten haben sich damit über die Jahre angenähert. Insbesondere bei Depressionen haben die Diagnose- die Prävalenzdaten sogar schon knapp überholt. Der Anstieg der diagnostizierten psychischen Erkrankungen ist nach Jacobi unter anderem damit zu erklären, dass in der Vergangenheit längst nicht alle psychisch Kranke einen Arzt oder Psychotherapeuten konsultiert hatten. Aufgrund einer geringeren Stigmatisierung psychisch Kranker und einer besseren ambulanten Versorgung erhielten inzwischen mehr Patienten eine Behandlung. Jacobi geht davon aus, dass zurzeit psychische Erkrankungen sowohl überdiagnostiziert als auch weiterhin häufig nicht erkannt werden. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung blieben Diagnosen länger in den Krankenakten, auch wenn die Betroffenen bereits wieder gesund seien. Auch könne der hohe Anteil unspezifischer Diagnosen dazu führen, dass der Anteil psychischer Erkrankungen überschätzt werde. Andere psychische Erkrankungen würden dagegen häufig nicht ausreichend diagnostiziert und behandelt. Nach wie vor sei von einem „Versorgungsmissstand“ bei schweren psychischen Erkrankungen auszugehen. Zum "Gesundheitsatlas 2015-Blickpunkt Psyche" gelangen Sie hier.
Auch die Anzahl der Tage, die BKK-Versicherte aufgrund von psychischen Erkrankungen arbeitsunfähig geschrieben waren (AU-Tage), nahmen weiter zu. Rund 15 Prozent aller AU-Tage waren 2013 psychisch bedingt. Die Krankschreibungen dauerten durchschnittlich circa 40 Tage. Bei Depressionen fielen die Beschäftigten sogar 58 Tage aus. Keine andere Erkrankung (Krebserkrankungen, Kreislauf, Muskel-Skelett) führte zu so langen Ausfällen in den Unternehmen. Vor allem Beschäftigte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen fehlten überdurchschnittlich häufig aufgrund von Depressionen. Die meisten Krankschreibungen wegen Depressionen (F32) erfolgten bei der Hälfte der AU-Tage (49,3 Prozent) aufgrund unspezifischer Diagnosen (F32.9). Prävalenz- und Diagnosedaten
Der BKK-Dachverband nutzte die Expertise von Prof. Dr. Frank Jacobi (Psychologische Hochschule Berlin), um die BKK-Abrechnungsdaten mit Studien zur Häufigkeit psychischer Erkrankungen in Deutschland (Bundes-Gesundheitssurvey 1998 und DEGS1 2012) zu vergleichen. Nach den epidemiologischen Studien nehmen psychische Erkrankungen nicht zu. Danach erkrankt weiterhin ungefähr jeder dritte Erwachsenen innerhalb eines Jahres an einem seelischen Leiden (BGS: 31,1 Prozent, DEGS: 30,1 Prozent). Seit Ende der 1990er Jahre des letzten Jahrhunderts ist keine generelle Zunahme der psychischen Störungen festzustellen. Dagegen haben die diagnostizierten psychischen Erkrankungen bei den BKK-Versicherten deutlich zugenommen: von 21,4 Prozent (2009) auf 30,5 Prozent (2013). Beide Häufigkeiten haben sich damit über die Jahre angenähert. Insbesondere bei Depressionen haben die Diagnose- die Prävalenzdaten sogar schon knapp überholt. Der Anstieg der diagnostizierten psychischen Erkrankungen ist nach Jacobi unter anderem damit zu erklären, dass in der Vergangenheit längst nicht alle psychisch Kranke einen Arzt oder Psychotherapeuten konsultiert hatten. Aufgrund einer geringeren Stigmatisierung psychisch Kranker und einer besseren ambulanten Versorgung erhielten inzwischen mehr Patienten eine Behandlung. Jacobi geht davon aus, dass zurzeit psychische Erkrankungen sowohl überdiagnostiziert als auch weiterhin häufig nicht erkannt werden. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung blieben Diagnosen länger in den Krankenakten, auch wenn die Betroffenen bereits wieder gesund seien. Auch könne der hohe Anteil unspezifischer Diagnosen dazu führen, dass der Anteil psychischer Erkrankungen überschätzt werde. Andere psychische Erkrankungen würden dagegen häufig nicht ausreichend diagnostiziert und behandelt. Nach wie vor sei von einem „Versorgungsmissstand“ bei schweren psychischen Erkrankungen auszugehen. Zum "Gesundheitsatlas 2015-Blickpunkt Psyche" gelangen Sie hier.
14.07.2015