Appell an den Gesundheitsminister, Weiterbildung und Gremien-Wahlen
Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat nun einen ausführlichen Bericht zum 43. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) vorgelegt, der am 17. und 18. November in Berlin stattfand:
Der DPT startete mit einer gesundheitspolitischen Enttäuschung. Die BPtK hatte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach zu einem Grußwort eingeladen. In seiner Videobotschaft bekräftigte der Minister, dass die Bundesregierung beabsichtige, die Wartezeiten auf eine Psychotherapie insbesondere für Kinder und Jugendliche zu reduzieren. Darüber hinaus werde der Psychiatrie-Dialog zur Weiterentwicklung der Hilfen für psychisch erkrankte Menschen fortgesetzt. Weitere Themen sprach er nicht an. Die Reaktion der Delegierten war konsterniertes Schweigen.
Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK und Vizepräsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, machte in ihrer Erwiderung auf das Grußwort des Ministers deutlich, wie groß die Enttäuschung der Profession ist. Man hatte sich von Herrn Lauterbach klare Aussagen erhofft, wie die finanzielle Förderung der psychotherapeutischen Weiterbildung aussehen wird und wie genau die Reduktion der Wartezeiten und die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung tatsächlich gelingen sollen. »Manchmal ist das, was gesagt wird, weniger wichtig als das, was nicht gesagt wird“, stellte Frau Dr. Benecke fest. Zu diesen wesentlichen Problemen „gibt es seit Beginn der Amtszeit dieser Bundesregierung keine Antwort. Auch heute haben wir dazu nichts gehört. Der Minister schweigt sehr laut und sehr deutlich zu diesen beiden drängenden Fragen“, so Benecke weiter.
Antworten erwarte die Profession zur Frage der Förderung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Frau Dr. Benecke erinnerte daran, dass einer der Gründe für die Reform der psychotherapeutischen Ausbildung war, die prekäre finanzielle Situation der angehenden Psychotherapeut*innen nach dem Studium zu beenden. Dazu lägen gemeinsame Vorschläge der gesamten Profession beim Ministerium vor. Die Petition beim Deutschen Bundestag habe, insbesondere dank des Einsatzes der Studierenden selbst, das Quorum weit übertroffen, es gebe Unterstützung aus Regierungs- wie Oppositionsfraktionen und selbst der Bundesrat habe den Minister hier zum Handeln aufgefordert. „Wir können es als Gesellschaft nicht riskieren, ganze Jahrgänge an psychotherapeutischem Nachwuchs zu verlieren! Wir brauchen jetzt klare Antworten von Ihnen, Herr Lauterbach! Handeln Sie jetzt!“, mahnte Frau Dr. Benecke.
Die andere Frage, für die nicht nur die Profession vom Minister Antworten erwarte, sondern insbesondere die Menschen mit psychischen Erkrankungen, sei die nach den konkreten Vorstellungen zur Verbesserung der Versorgung. Der Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung steige immer weiter, auch vor dem Hintergrund der multiplen gesellschaftlichen Krisen. Dafür reichten die Behandlungskapazitäten bei Weitem nicht aus. „Herr Lauterbach, es gibt keine freien Behandlungsplätze, ambulant wie stationär, die einfach besser verteilt werden können! Nehmen Sie das endlich zur Kenntnis!“, forderte Frau Dr. Benecke den Minister auf. Die Zeit zu handeln werde knapp, weshalb der Appell an den Minister in der Forderung kulminierte, die psychotherapeutische Versorgung und die Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung im anstehenden ersten Versorgungsgesetz zu regeln. Diese klaren Worte der Präsidentin der BPtK fanden breite Zustimmung bei den Delegierten. [...]
Ein weiteres wichtiges Themen des 43. DPT war die Neufassung der Muster-Weiterbildungsordnung für Psychologische Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (MWBO für PP und KJP) auf Grundlage der neuen MWBO für Psychotherapeut*innen. [...]
Auch mit der praktischen Umsetzung der neuen Weiterbildung beschäftigte sich der DPT. Für den Vorstand der BPtK stellte Frau Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK und Präsidentin der LPK RLP, das geplante Projekt eLogbuch vor, das zum Ziel habe, eine gemeinsame digitale Plattform aller Landeskammern zu schaffen, auf der Weiterbildungsstätten und -befugte registriert seien und auf der die Weiterbildungsteilnehmenden die jeweils absolvierten Weiterbildungsinhalte dokumentieren können. Frau Maur betonte insbesondere die Arbeitserleichterung, die sich daraus perspektivisch für alle Beteiligten, insbesondere aber für die Bearbeitung in den Kammern, ergeben werde. Die Vorbereitung und Umsetzung solle durch die BPtK in enger Abstimmung mit den Landeskammern erfolgen. In der anschließenden Diskussion mit nachfolgender Abstimmung brachten die Delegierten eine sehr breite Unterstützung für die Entwicklung eines elektronischen Logbuchs zum Ausdruck.
Die Delegierten wählten außerdem die Mitglieder des Ausschusses für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen (KJP-Ausschuss) sowie des Ausschusses „Psychotherapie in Institutionen“ (PTI-Ausschuss) und eine neue Versammlungsleitung der Deutschen Psychotherapeutentage.
Die vollständige Berichterstattung der BPtK zum 43. DPT mit den verabschiedeten Resolutionen und Präsentationen der Referenten zum Download finden Sie hier.