Was ist uns die Behandlung psychischer Erkrankungen wert?
Anlässlich des 20. Gründungsjubiläums der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz hat die Rhein-Zeitung ein großes Interview mit Kammerpräsidentin Sabine Maur geführt.
Gefragt nach positiven Veränderungen aus psychologischer Sicht in den 20 Jahren seit Gründung der Kammer, verwies Sabine Maur auf die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Die Gesellschaft sei offener und toleranter geworden, psychische Erkrankungen würden weniger tabuisiert als früher. Vor allem die junge Generation habe erkannt, wie wichtig es sei, sich bei Bedarf rechtzeitig Hilfe zu holen und habe keine Schwierigkeiten, dies auch offen zu thematisieren.
Die Entstigmatisierung sowie die zahlreichen Krisen der jüngsten Zeit führen allerdings zu einer verstärkten Nachfrage nach Psychotherapieplätzen, die nicht bedient werden kann. Die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz liegen vielerorts bei über fünf Monaten. Um eine angemessene psychotherapeutische Versorgung in Rheinland-Pfalz gewährleisten zu können, seien mehr als 200 zusätzliche niedergelassene Psychotherapeut*innen nötig, so Frau Maur. Es mangele nicht an Psychotherapeut*innen, sondern an Kassensitzen, betonte die Präsidentin. Sinnvoll für eine bessere Versorgung seien interdisziplinäre Zentren, in denen Psychiater*innen, Psychotherapeut*innen und Sozialarbeiter*innen Menschen mit psychischen Problemen schnell und kompetent Unterstützung anbieten könnten. "Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte darüber, was uns die Behandlung psychischer Erkrankungen wert ist", forderte die Kammerpräsidentin.
Das vollständige Interview, das Christian Kunst von der Rhein-Zeitung mit Sabine Maur führte, erschien am 22. Juli 2022 unter dem Titel "Wir brauchen Anlaufstellen für seelische Gesundheit" in der Printausgabe und online mit dem Titel "Traumahilfezentrum als Blaupause: Das fordert Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Maur". Zahlende Kunden der Rhein-Zeitung können das Interview HIER lesen.