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Psychotherapeut Falkenstein fordert mehr Kassensitze für das Ahrtal

Die Rhein-Zeitung hat in zwei ausführlichen Artikeln über das psychische Leid und die psychotherapeutische Versorgung im Ahrtal berichtet. Ein Journalist der Zeitung hatte Ende März den Besuch des Vorstandes der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz im Seniorendorf des Arbeitersameriterbundes (ASB) in Dernau begleitet (einen Bericht zu dem Besuch im Ahrtal finden Sie hier).

In dem Ort an der Ahr leben in einem Container-Dorf 16 Senior*innen zusammen, die in der Flutnacht ihr Zuhause verloren haben. Der Psychologische Psychotherapeut Christian Falkenstein, Mitglied der LPK RLP, trifft sich regelmäßig mit den Senior*innen, um mit Ihnen zu sprechen und erklärte der Rhein-Zeitung: "Als sie noch jünger waren, galt man als schwach, wenn man irgendein psychisches Problem hatte. Viele hochbetagte Senioren tun sich deshalb schwer damit, eine Therapie anzunehmen. Daher ist es wichtig, dass wir die Senioren niedrigschwellig ansprechen: Wir bieten Gespräche an, damit sie sich ihre Not von der Seele reden können." Von den Erfahrungen der Senior*innen in der Flutnacht berichtet der Artikel "Traurig sein, das darf man" von Christian Kunst, der am 2. Mai 2023 in der Rhein-Zeitung erschienen ist.

In einem Interview mit demselben Journalisten, das am 3. Mai unter dem Titel "Von Senioren lerne ich viel über das Leben" veröffentlicht wurde, spricht Kammermitglied Falkenstein über die "tiefe Verzweiflung und Trauer" der Menschen im Ahrtal, die nicht selten alles verloren haben. Er beklagt die psychotherapeutische Unterversorgung der Region, die schon vor der Flut bestand und durch die Katastrophe dramatisch verschärft wurde: "Wir haben auf unseren Wartelisten zwei- bis dreistellige Patientenzahlen". Viele Hilfesuchende an der Ahr müssen ein Jahr auf einen Therapieplatz warten. "Das ist ein Jahr, in dem viele Traumata chronifizieren können", erklärt der Psychotherapeut im Interview. "Betroffene bekommen dann Medikamente, werden lange krankgeschrieben, einigen wird gekündigt, sie verlieren den Boden unter den Füßen. Dann entwickeln sich Depressionen, Süchte. Das ist ein Fass ohne Boden". Um eine bedarfsgerechte Versorgung zu ermöglichen, seien daher weitere Kassensitze für Psychotherapeut*innen nötig. Wichtig seien außerdem flexiblere, aufsuchende Angebote: "Das Modell, wie wir heute Psychotherapie anbieten, dass Patienten in meine Praxis kommen, ist oft nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen viel mehr Möglichkeiten schaffen, um die Menschen aufsuchen zu können."

Die beiden Zeitungsartikel können zahlende Kunden der Rhein-Zeitung hier lesen:

[Foto: Christian Falkenstein / privat]

23.05.2023
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