Psychische Krankheiten bei Kindern: Langes Warten auf Hilfe
Die Rhein-Zeitung geht in einem ausführlichen Artikel der Frage nach, warum die Wartezeiten auf einen Psychotherapie-Platz so lang sind und macht deutlich, welche dramatischen gesundheitlichen Folgen dies haben kann - vor allem für junge Patient*innen. Für den Artikel wurden Sabine Maur, Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz (LPK RLP) und Peter Andreas Staub, Mitglied des Vorstandes der LPK RLP und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) interviewt.
Wie im übrigen Bundesgebiet vergehen auch in Rheinland-Pfalz oft fünf Monate und mehr, ehe eine Psychotherapie beginnen kann. Besonders bei Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter kann das gravierende Konsequenzen haben. Die seelische Not von Kindern und Jugendlichen ist durch die Corona-Pandemie und die zahlreichen weiteren Krisen unserer Zeit noch größer geworden, berichtet Peter Andreas Staub im Interview. „Magen- und Darmstörungen und Kopfschmerzen unter Schulkindern nehmen zu. Unter pubertierenden Mädchen gibt es immer häufiger Panik- und Essstörungen“, so der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Bei kleineren Kindern würden sich die seelischen Nöte beispielsweise daran zeigen, dass sie länger einnässen oder Hautstörungen entwickeln. Wichtig sei eine zeitnahe Krisenintervention beim Auftreten der ersten Beschwerden. Durch langes Warten auf einen Psychotherapieplatz hingegen können sich die psychischen Probleme verschlimmern oder chronisch werden, beispielsweise in eine chronifizierte Angststörung oder eine Depression münden, so Herr Staub. Nicht selten kehren die psychischen Probleme dann im Erwachsenenalter zurück oder setzen sich fort.
Die langen Wartezeiten werden nicht durch einen Mangel an Psychotherapeut*innen verursacht, sondern durch fehlende Kassensitze, erklärt Sabine Maur. Ursache dafür ist die veraltete Bedarfsplanung, wie im Artikel erläutert wird. "Eine angemessene psychotherapeutische Versorgung ist so nicht mehr zu gewährleisten". Um diese sicherzustellen, seien rund 200 Kassensitze mehr in Rheinland-Pfalz notwendig, fordern die beiden Vorstandsmitglieder.
Die Bundesregierung hat sich laut Koalitionsvertrag vorgenommen, die Bedarfsplanung von 1999 endlich zu reformieren. Wie in dem zitierten Artikel deutlich wird, wird das nicht einfach werden. Sabine Maur gibt zu bedenken, dass es im Gesundheitssystem momentan große Finanzprobleme gibt. "Die Kassen stehen bei der Finanzierung zusätzlicher Kassensitze jedenfalls massiv auf der Bremse“, so die Präsidentin.
Der Artikel von Christian Kunst wurde am 11. November 2022 mit der Überschrift "Warten essen Seele auf" in der Hauptausgabe der Rhein-Zeitung Koblenz (Seite 4) veröffentlicht sowie mit dem Titel "Psychische Krankheiten bei Kindern: Warum dauert es so lange, bis Familien Hilfe bekommen?" auf www.rhein-zeitung.de. Zahlende Kund*innen der Rhein-Zeitung können den Text HIER lesen.