Zum Seiteninhalt

LPK-Mitglied berichtet über Tätigkeit in Tagesklinik für psychisch kranke Kinder und Jugendliche

Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Kerstin Theisen ist psychotherapeutische Leiterin der Institutsambulanz in der Tagesklinik Daun, welche zur DRK Fachklinik Bad Neuenahr gehört (Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik). In einem Online-Artikel der Tagesschau wird über die Arbeit des Kammermitgliedes berichtet.

Patient*innen der Tagesklinik sind Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 18 Jahren, bei denen eine stationäre Behandlung nicht notwendig ist, eine ambulante Behandlung jedoch nicht ausreicht. Die Klinik ergänzt also das ambulante und stationäre Behandlungsangebot, indem sie tagsüber eine umfassende psychotherapeutische sowie weitere therapeutische und pädagogische Unterstützung bietet.

Junge Menschen mit unterschiedlichsten psychischen Problemen werden in der Institutsambulanz vorstellig: Die Spannbreite reiche von fraglicher Lese-Rechtschreibschwäche bis zu Suizidgedanken, so Frau Theisen. Ihre Aufgabe sei es dann festzustellen, ob eine akute Behandlung nötig ist.

Allerdings gebe es gerade im ländlichen Bereich nicht genügend niedergelassene Psychologische Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, Psychiater*innen und Kinderärzt*innen. Patient*innen, die von der Institutsambulanz eine Empfehlung haben, eine ambulante Therapie zu machen, müssten ein bis anderthalb Jahre auf den Therapieplatz warten. Frau Theisen berichtet, dass Kinder- und auch Hausärzte dann bei ihr anrufen und fragen: "Was mache ich denn jetzt mit dem Patienten? Sie haben gesagt, der braucht Hilfe, der kriegt aber keine.“ Für dieses Problem gebe es keine kurzfristige Lösung: „[…] da sind wir im Moment auch etwas ratlos, weil wir auch nicht mehr Plätze haben."

Zum einen sei die große Nachfrage nach Psychotherapie dadurch zu begründen, dass heutzutage die Hemmschwelle niedriger sei, sich bei psychischen Problemen Hilfe zu suchen. Zum anderen macht die Psychotherapeutin aber auch die Auswirkungen der Flutkatastrophe im Ahrtal, die Folgen der Corona-Pandemie und die Verunsicherung durch den Ukraine-Krieg für die Vielzahl der Anfragen verantwortlich. Darüber hinaus nennt Frau Theisen gesellschaftliche Ursachen: Für junge Menschen sei heutzutage die Identitätsfindung besonders schwierig, zudem würden viele unter Vereinsamung leiden und zu viel Zeit vor dem Computer anstatt mit realen zwischenmenschlichen Begegnungen verbringen.

Um deswegen ernsthafte psychische Probleme zu entwickeln, müsse aber einiges zusammenkommen: "Grundsätzlich gehen wir von vielen Faktoren aus: Wir haben sowohl genetische Anteile als auch Anteile aus der Erziehung oder den Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben", erklärt Frau Theisen im Medienbeitrag. Träfen mehrere kritische Punkte aufeinander können Depressionen oder Angststörungen entstehen, so das Kammermitglied.

Um die langen Wartezeiten für betroffene Kinder und Jugendliche zu verkürzen, setzen sich die Landespsychotherapeutenkammer und die Kassenärztliche Vereinigung auch weiterhin für die Schaffung weiterer Kassensitze für Kinder- und Jugendlichenpsychoptherapeut*innen ein.
 

Den Artikel Psychisch kranke Kinder: Viel Bedarf nach Hilfe, wenig Platz in Daun, der am 23.06.2024 auf tagesschau.de veröffentlicht wurde, finden Sie hier.

Basis für den Artikel war eine Radio-Sendung von SWR4 RP  am Morgen, die am 22.06.2024 um 6:00 Uhr ausgestrahlt wurde.

[Kerstin Theisen]

26.06.2024
Zum Seitenanfang