Krieg und Flucht: Informationen und psychosoziale Hilfe
Das unmittelbare Erleben von Krieg und Flucht kann traumatisierend sein. Insbesondere nach Erfahrungen von Todesangst, massiven Ängsten um Angehörige, starker Ungewissheit und Hilflosigkeit, Alleinsein und Auf-sich-gestellt-sein oder wenn man Verletzungen erlitten oder gar Angehörige verloren hat. Stark belastend ist außerdem das Gefühl, nicht helfen zu können oder gar der Glaube, andere „im Stich gelassen“ zu haben. Auch die Zerstörung des eigenen Zuhauses als sicherer Rückzugsort kann traumatisch sein, ebenso der Verlust von wichtigen persönlichen Dingen, die unwiederbringlich sind. Hinzu kommen die teils massiven Sorgen um die eigene Zukunft. Besonders belastend kann all dies für alte und kranke Menschen sein, ebenso für Kinder. Auch Helfende sind einer starken psychischen Belastung ausgesetzt.
Im Folgenden haben wir Informationen und hilfreiche Links für Betroffene und Helfende gesammelt - auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch.
a) Informationen zu psychischen Reaktionen & Hilfe
Bei vielen Menschen führen Erfahrungen wie die oben genannten in den ersten Wochen danach zu Belastungssymptomen wie beispielsweise Schlafproblemen, Reizbarkeit, Ängsten, Traurigkeit, innerer Leere, Alpträumen, Konzentrationsproblemen etc. Dabei ist es wichtig, sich bewusst zu machen: All dies sind zunächst normale Reaktionen auf eine extrem außergewöhnliche Situation. Diese ersten Belastungssymptome lassen meist nach einiger Zeit deutlich nach. Für Menschen aber, die unter anhaltenden oder stärker werdenden Belastungssymptome leiden, kann es wichtig sein, fachliche Hilfe zu bekommen, beispielsweise in Form von Psychotherapie. Das größte Risiko ist die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Es ist wichtig, bei einer PTBS fachliche Hilfe zu bekommen, da sie zur Chronifizierung neigt und erhebliche Folgeprobleme wie Depressionen und Sucht mit sich bringen kann. Zudem kann eine PTBS die normale Bewältigung des Alltags stark erschweren und ist somit mit großem Leid für die Betroffenen verbunden.
Weiterführende Informationen und Hilfe finden Sie hier:
- Video auf Ukrainisch: Psychosoziale Unterstützung für geflüchtete Erwachsene aus der Ukraine (Психосоціальна підтримка для дорослих біженців)
- Ukrainische Ausgabe der Broschüre "Trauma – was tun? Damit Sie sich nicht mehr so hilflos fühlen müssen. Informationen für akut betroffene Menschen und deren Angehörige" (Unfallkasse Berlin)
- Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz stellt Patienteninformationen auf Ukrainisch hier zur Verfügung
- https://www.gesundheitsinformation.de/posttraumatische-belastungsstoerung.html
- https://www.migesplus.ch/publikationen/wenn-das-vergessen-nicht-gelingt (Informationen in 10 Sprachen verfügbar!)
- Informationen zu Angststörungen auf Russisch HIER.
- Informationen zu Depression auf Russisch HIER.
- Broschüre "Mit belastenden Ereignissen umgehen. Informationen für Betroffene" vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) auf Deutsch, Englisch, Russisch und in weiteren Sprachen:
- Auf der Seite von "Refugee Trauma Help" finden Sie Informationen, Text- und Audio-Übungen zum Download, u.a. auf Russisch HIER.
- Informationen zu Trauma auf vielen Sprachen (auch Russisch) finden Sie auch HIER.
- Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. hat eine Krisenhotline aktiviert. Sie soll der akuten Unterstützung von Betroffenen und Helfenden dienen. Das anonyme und kostenlose Angebot ist täglich von 16:00 bis 20:00 Uhr unter der Nummer 0800 7772244 erreichbar.
b) Informationen speziell für Kinder, Jugendliche, Familien
Was können akute Belastungssymptome von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter sein?
- weinerliches, ängstliches, trauriges, besorgtes Verhalten
- Wutanfälle, Gereiztheit, Unruhe, Anspannung
- will nicht allein schlafen, Alpträume, Probleme einzuschlafen
- klammert sich an Erwachsene, will nicht allein sein
- verhält sich jünger, als es seinem/ihrem Alter entspricht (z.B. wieder einnässen, Babysprache, Daumenlutschen)
- das belastende Ereignis kommt in Spielen, Geschichten und Bildern vor
- vermeidet, über das belastende Ereignis zu sprechen (auch nicht auf Nachfrage)
- fürchtet sich vor Sachen, die an das Ereignis erinnern (hier z.B. Regen, Wasser, Gewitter, Martinshorn, Hubschrauber)
- vermeidet Sachen, die an das Ereignis erinnern
[Quelle u.a.: PEDS-ES]
Um Kindern in dieser schwierigen Situation zu helfen, müssen als erstes die Grundbedürfnisse befriedigt werden, also Sicherheit, Schutz, Nahrung, Trinken, Hygiene. Dann sollte man versuchen, den Kindern bei der Einordnung der Geschehnisse zu helfen – am besten in Form einer Erzählung: Beginnend mit der sicheren Ausgangssituation kann man die Geschehnisse in kindgerechten Worten ohne zusätzliche Dramatisierung erklären. Am Ende der Erzählung ist es wichtig, Sicherheit zu vermitteln. Erfahrungen und Gefühle sollten angesprochen und eingeordnet werden. Dabei sollten Kinder nicht mit eigenen elterlichen Ängsten überfrachtet werden. Manche Kinder zeichnen ihre Erlebnisse, träumen davon oder spielen sie nach. Wichtig ist, zum Zuhören, Trösten und Beruhigen zur Verfügung zu stehen. Machen Sie dem Kind deutlich, wie viele Menschen helfen und unterstützen; vermitteln Sie, dass man nicht allein ist. In den ersten Tagen und Wochen kann es zu Belastungssymptomen kommen wie beispielsweise Anspannung, Gereiztheit, Traurigkeit, Alpträumen, Schlafproblemen, Einnässen, Angst vor dem Alleinsein. In der Regel bessert sich all dies im Laufe der Zeit. Sollte keine Besserung eintreten, kann es wichtig sein, sich Unterstützung zu suchen, beispielsweise psychosoziale Hilfen in der Gemeinde oder ggf. auch psychotherapeutische Hilfe.
Informationen und Hilfe finden Sie hier:
- Video auf Ukrainisch: Psychosoziale Unterstützung für geflüchtete Eltern: Umgang mit Kindern in Krisenzeiten (Психосоціальна підтримка для біженців, які є батьками: поводження з дітьми у кризовий період)
- Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat für einen Ratgeber für geflüchtete Eltern herausgegeben, der erklärt, wie sie richtig auf ihre traumatisierten Kinder reagieren können. Dieser Ratgeber ist als Webseite verfügbar: www.elternratgeber-fluechtlinge.de oder www.parent-refugees.de. Er steht auch auf Ukrainisch und Russisch zur Verfügung.
Außerdem steht der Elternratgeber auch als PDF zum Download bereit, sowohl auf Ukrainisch als auch auf Russisch. - Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm stellt auf Ihrer Homepage Informationen auf Englisch, Deutsch, Ukrainisch und Russisch zu folgenden Themen zur Verfügung:
- Mit Kindern über Krieg sprechen (Englisch, Deutsch, Ukrainisch, Russisch)
- Nach der Krise: Kinder heilen helfen (Englisch, Deutsch, Ukrainisch, Russisch)
- Altersentsprechende Trauma-Symptome (Englisch, Deutsch, Ukrainisch, Russisch)
- Das National Child Traumatic Stress Network und das National Center for PTSD stellen eine englischsprachige Broschüre zur psychologischen ersten Hilfe für Kinder zur Verfügung. Sie finden diese Broschüre HIER.
- Eine (englischsprachige) Übersicht mit Tipps für Eltern, wie sie ihren Kindern nach einem traumatischen Erlebnis helfen können, finden Sie hier: After a crisis. Helping young children to heal
- Zahlreiche weitere Informationsmaterialien des National Child Traumatic Stress Network zu den Themen Krieg und Trauma, auch für Schulen, finden Sie zum Download HIER.
- Ukrainische Ausgabe der Broschüre "Trauma – was tun? Informationen für alle, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu tun haben" (Unfallkasse Berlin)
- Einen englischsprachigen Überblicksartikel zu Trauma nach Krieg und Terrorismus finden Sie HIER: Mass Trauma: Disasters, Terrorism, and War (Allan Chriman & Joseph Dougherty)
- Ein Bilderbuch über Hilfe nach traumatischen Erlebnissen für Eltern und Kinder mit Kriegs- und Fluchterfahrung in verschiedenen Sprachen finden Sie hier.
- Informationen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK):
- Die App KidTrauma bietet Infos und ein Screening für Jugendliche & Eltern. Entwickelt wurde sie von Hern Prof. Landolt, Traumaexperte an der Universität Zürich.
- Hilfen für den psychosozialen Notfall in unterschiedlichen Sprachen:
- Auf Deutsch:
- Auf Englisch:
- Hilfen für den psychosozialen Notfall in weiteren Sprachen finden Sie HIER.
- Informationen zu Selbsthilfe-Skills zur Stress-/Emotionsregulation für Eltern, Kinder und Jugendliche finden Sie hier auf DEUTSCH und auf UKRAINISCH
- Einen Informationsbrief zum Gespräch "Krieg in der Ferne - Angst zuhause" von Professor*innen für Klinische Kinder- und Jugendlichenpsychologie und -psychotherapie an Familien, Eltern und Erziehende finden Sie HIER.
- Das Infoheft für Jugendliche "Übergänge gestalten! Antworten für junge begleitete und unbegleitete Geflüchtete" auf verschiedenen Sprachen finden Sie HIER.
- Die Broschüre "Neu anfangen" für geflüchtete Jugendliche finden Sie HIER.
c) Informationen für Helfende und Behandler*innen
- Einen Artikel zu Do‘s and Don’ts bei der Unterstützung von Geflüchteten finden Sie HIER.
- Einen "Praxisleitfaden: Traumasensibler und empowernder Umgang mit Geflüchteten" der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) finden Sie HIER.
- Eine Fach-Information mit dem Titel "Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Kontext des Krieges in der Ukraine" finden Sie HIER.
- Zahlreiche Materialien für die Beratung von Geflüchteten, auch für unbegleitete Minderjährige finden Sie HIER.
- Weitere Informationen für Behandler*innen finden Sie HIER.
- Einen Leitfaden für dolmetschergestützte Psychotherapie finden Sie HIER.