Gemeinsam für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Die diesjährige Woche der seelischen Gesundheit findet unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ bundesweit vom 10. bis 20. Oktober statt. Sie wird vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit koordiniert und steht unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach. Betriebe und Beschäftigte sollen durch die Aktionswoche stärker für psychische Belastungen sensibilisiert werden. Die Veranstalter möchten zudem auf unterschiedlichen Strategien zur Bewältigung und auf das vielfältige psychosoziale Hilfsangebot in Deutschland aufmerksam machen sowie zum gemeinsamen Austausch und gegenseitiger Unterstützung aufrufen.
„Die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz unterstützt das Anliegen der diesjährigen Woche der seelischen Gesundheit, auch in der Arbeitswelt die Sensibilität für psychische Erkrankungen zu erhöhen und nach Möglichkeit rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit zu treffen“, sagt Sabine Maur, Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz. „Wir können nicht einfach hinnehmen, dass die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen Jahr für Jahr steigen.“
Aktuelle Zahlen aus dem DAK-Psychreport belegen, dass die Fehltage von Arbeitnehmer*innen in den vergangenen zehn Jahren aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Belastungsreaktionen und Ängsten um 52 Prozent gestiegen sind. Nach Erkrankungen des Atmungssystems und des Muskel-Skelett-Systems sind sie laut Report der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Darüber hinaus sind psychische Erkrankungen inzwischen eine der häufigsten Ursachen für eine Frühverrentung, was gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt.
Die Ursachen für psychische Erkrankungen sind vielfältig und individuell. Aktuelle gesamtgesellschaftliche Problemlagen belasten jedoch viele Menschen derzeit, wie beispielsweise die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Klimakatastrophe und globale Konflikte oder Kriege. Auch am Arbeitsplatz können psychische Probleme entstehen. Ein hohes Arbeitspensum, Termin- und Zeitdruck, Konflikte mit Kolleg*innen oder Führungskräften können Gründe für psychische Belastung im Berufsleben sein. Umso wichtiger ist vorbeugendes, psychisches Gesundheitsmanagement.
Zur Prävention psychischer Leiden ist es zudem von zentraler Bedeutung, Stresssignale rechtzeitig zu erkennen und Maßnahmen der Selbstfürsorge zu ergreifen. Dazu gehören beispielsweise Pausen und Entspannungsmethoden, aber auch Bewegung und soziale Kontakte sind nicht zu unterschätzen. Bei dauerhaft auftretenden Warnzeichen, beispielsweise einem „Nicht-Abschalten-Können“ in der Freizeit, Gedankenspiralen oder sogar psychosomatische Beschwerden, sollte dies unbedingt ernstgenommen und psychotherapeutische Unterstützung in Erwägung gezogen werden. Über die Homepage der Landespsychotherapeutenkammer oder der Kassenärztlichen Vereinigung können Hilfesuchende nach geeigneten Anlaufstellen suchen.
Allerdings ist die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz vielerorts immer noch unzumutbar lang: Sie beträgt in Rheinland-Pfalz durchschnittlich fünf Monate, hinzu kommen häufig bürokratische Hürden sowie Abweisungen durch die Krankenkasse bei Antrag auf Kostenerstattung. Um die psychotherapeutische Versorgungssituation zu verbessern, fordern die Psychotherapeutenkammern daher seit Jahren, dringend die veraltete Bedarfsplanung zu reformieren, um mehr Kassensitze zu schaffen.