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Einsamkeit weit verbreitet – was hilft?

Einsamkeit ist in der deutschen Bevölkerung ein weit verbreitetes Phänomen, wie jüngst wieder der Einsamkeitsreport der Techniker Krankenkasse gezeigt hat. Über die Ergebnisse dieser repräsentativen, bundesweiten Befragung und den Umgang mit Einsamkeit sprach die Rhein-Zeitung mit Ulrich Bestle, Mitglied des Vorstandes der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz.

Im Interview stellte Herr Bestle zunächst klar, dass Gefühle von Einsamkeit auch bei Menschen auftreten können, die soziale Kontakte pflegen und sich dennoch isoliert und unverstanden fühlen. Der Report der Techniker Krankenkasse zeigt, dass sich besonders häufig jüngere Erwachsene unter 40 Jahren einsam fühlen. Das Gefühl belastet laut der Befragung jeden Vierten stark oder eher stark – Jüngere öfter als Ältere. Ulrich Bestle lenkt im Gespräch den Blick auf Kinder und Jugendliche, bei denen durch die Corona-Pandemie in einer wichtigen Lebensphase der Kontakt zur Peergroup wegfiel. Die Isolation Jugendlicher während der Pandemie spiegelt sich seiner Meinung nach teils in aktuellen Umfragen zum Thema Einsamkeit wider. Die jungen Leute befänden sich noch immer in einer Aufholphase. Auch soziale Medien können Gefühle von Einsamkeit verstärken, wenn man sein eigenes Leben ständig mit den vermeintlich sozial aktiveren anderen vergleicht. Als Risikofaktoren für Einsamkeit benennt das Vorstandsmitglied außerdem einschneidende Lebensereignisse wie etwa ein Umzug in eine fremde Stadt, den Tod von Angehörigen, aber auch Armut oder starke Belastung durch Pflegetätigkeiten.

Chronische Einsamkeit kann zu psychischen Erkrankungen führen. Im Rahmen von Depressionen oder Angsterkrankungen könne auch Einsamkeit eine Rolle spielen, so der Psychotherapeut. Umgekehrt könnten psychische Erkrankungen Einsamkeit verstärken, da sie immer noch gesellschaftlich stigmatisiert seien und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Betroffene oft erschwere, erklärt das Vorstandsmitglied.

Es sei wichtig, Strategien zu entwickeln, um mit Einsamkeit umzugehen, etwa Beschäftigungen für sich allein zu finden oder zu wissen, wo und wie man mit anderen in Kontakt treten kann. Vor allem solle man der Einsamkeit aktiv begegnen, um sich davon nicht überwältigen zu lassen, so Herr Bestle. Zudem sei die Gesellschaft gefordert, präventive Angebote zu machen, die Begegnungen ermöglichen und Einsamkeit reduzieren, betont das Vorstandsmitglied im Interview: „Es geht uns alle an, Angebote gegen Einsamkeit zu schaffen.“


Den Artikel "Zusammenhalt fördern. Warum Einsamkeit uns alle etwas angeht" von Cordula Sailer-Röttgers, der am 17. Januar 2025 in der Rhein-Zeitung erschien, können zahlende Kunden der Rhein-Zeitung hier lesen.

[Ulrich Bestle]

20.01.2025
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