Ausbleibende Anklage belastet Betroffene der Flutkatastrophe

Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 18. April 2023 bekannt gegeben, dass sie keine Anklage im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im Ahrtal gegen den ehemaligen Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler erhebt. Gegen ihn war wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und Körperverletzung im Amt durch Unterlassen ermittelt worden. Für eine Sondersendung zum Thema war Sabine Maur, Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, als Expertin ins SWR-Studio eingeladen worden, um die Konsequenzen des eingestellten Verfahrens für die Betroffenen aus psychotherapeutischer Sicht einzuordnen.

Die ausbleibende Anklage des Landrates führe bei vielen Betroffenen zu Enttäuschung, Ärger und Verbitterung und verletze das Gerechtigkeitsempfinden sowie die moralischen Ansprüche der Menschen, so Frau Maur. Sich von Justiz, Behörden und Politik allein gelassen zu fühlen, sei zusätzlich zu den erlittenen schweren Verlusten eine starke Belastung. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft erschwere es manchen Betroffenen, mit den Folgen der Flut abschließen zu können. Die Kammerpräsidentin machte in ihrem Statement deutlich, wie groß die erlittenen Verluste und psychischen Belastungen der Betroffenen sind und dass der Therapiebedarf im Ahrtal unverändert sehr hoch sei. Die Landespsychotherapeutenkammer habe sich daher erfolgreich für mehr Psychotherapieplätze im Ahrtal eingesetzt und werde sich auch weiterhin für eine bessere psychotherapeutische Versorgung stark machen.

Es sei für die Betroffenen zwar möglich, die Katastrophe in so weit zu verarbeiten, dass es nicht mehr jeden Tag so schmerzlich sei, wie es am Anfang war, „aber natürlich sind die Verluste nicht wieder gut zu machen“.

Die Sendung „SWR Extra – Entscheidung an der Ahr“ vom 18.4.2024 finden Sie hier.
(Interview mit Sabine Maur ab Minute 8:31)

Eine Pressemitteilung des Opferbeauftragten der Landesregierung zu diesem Thema vom 18.4.2024 finden Sie hier.