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Aktionswoche macht auf Kinder aus suchtbelasteten Familien aufmerksam

Circa 2,65 Millionen Kinder wachsen in Deutschland mit suchtkranken Eltern auf. Welche psychischen Belastungen dies für die betroffenen Kinder mit sich bringt, wissen viele Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten aus ihrer beruflichen Praxis. Eine bundesweite Aktionswoche mit dem Titel „Vergessenen Kindern eine Stimme geben“ macht von 11. bis 17. Februar 2018 auf die Situation dieser Kinder aufmerksam. An vielen Orten finden dazu Veranstaltungen statt. Da in diesem Jahr die Aktionswoche am Höhepunkt der Fastnachtssaison startet, wird im Interesse von Kindern aus suchtbelasteten Familien dazu aufgerufen, beim gemeinsamen Feiern auf Alkohol zu verzichten.
 
Alkoholfreie Kinderfeste – vor allem an Fastnacht
Kinderfeste sind für Kinder da – doch für viele Eltern gehört Alkohol wie selbstverständlich dazu, wenn in der Kita, in der Schule, im Sportverein oder beim Kindermaskenfest gefeiert wird. Für Kinder mit einem alkoholabhängigen Elternteil können solche Veranstaltungen das Ziel ins Gegenteil verkehren. Was Kindern eigentlich unbeschwerte Stunden mit Spiel und Spaß bescheren soll, kann schon im Vorfeld Angst und Unsicherheit auslösen. Kinder aus suchtbelasteten Familien haben häufig die Sorge, dass Mama oder Papa negativ auffallen könnten. Manche ziehen es daher vor, alleine zum Fest zu gehen – was traurig macht, wenn alle anderen Kameraden von den Eltern begleitetet werden. Kommt der alkoholkranke Elternteil aber mit, bedeutet das für die Kinder, dass sie dauerhaft angespannt sind: Sie versuchen, den Alkoholkonsum zu vertuschen oder zu unterbinden und fühlen sich dafür verantwortlich, zu verhindern, dass die Eltern mitgebrachten Alkohol heimlich auf der Toilette trinken.
 
„Die Statistik zeigt, dass in einer Klasse von 25 Kindern ca. 3 Kinder sind, deren Eltern ein Alkoholproblem haben. Für ein Schulfest oder für die Kindermaskenfeste und Kinderumzüge an Fastnacht bedeutet das, dass ein beträchtlicher Anteil der Kinder nicht unbeschwert mitfeiern kann“, warnt Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG). Daher will die LZG alle, die gemeinsam mit Kindern Fastnacht feiern, dazu motivieren, auf Alkohol zu verzichten. „Alkoholfreie Feste entbinden die Kinder aus suchtbelasteten Familien von der Sorge um die Eltern ¬¬– und sie zeigen zudem, dass man auch ohne alkoholische Getränke fröhlich sein kann“, so Dr. Krell.
 
Im Rahmen der Aktionswoche, die von NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus suchtbelasteten Familien e.V. initiiert wird, versendet die LZG in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien in RLP“ Plakate und Aufkleber mit der Aufschrift „ALKOHOLFREI FEIERN – WIR SIND DABEI“. Damit können alle, die in der NACOA Aktionswoche oder darüber hinaus Kinderfeste feiern, ein deutliches Zeichen setzen und für ihre alkoholfreien Veranstaltungen werben.
 
Große Dunkelziffer
Die Anzahl der Kinder mit alkoholabhängigen Eltern ist relativ gut zu erfassen. Für Eltern mit Medikamentenabhängigkeit, Glücksspielsucht oder Essstörungen gibt es dagegen keine verlässlichen Zahlen. Hier wird mit einer hohen Dunkelziffer und einer großen Zahl von betroffenen Kindern gerechnet.
 
Unterstützung der betroffenen Kinder bedeutet Suchtprävention
Angst, Unsicherheit, mangelnde emotionale Zuwendung und der Verlust von Geborgenheit sind die Kennzeichen einer Kindheit im Schatten elterlicher Sucht. Viele Kinder aus suchtbelasteten Familien brauchen Unterstützung, um nicht selbst zu erkranken. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Kinder aus suchtbelasteten Familien die größte bekannte Risikogruppe für eine Suchterkrankung im Erwachsenenalter darstellen. Darüber hinaus tragen sie eine Reihe weiterer Gesundheitsrisiken und entwickeln häufig psychosomatische Erkrankungen oder Depressionen. Nur etwa ein Drittel der Kinder geht mehr oder weniger unbeschadet aus der familiären Situation hervor. Viele Erwachsene aus suchtbelasteten Familien tendieren dazu, eine Beziehung mit einer/einem süchtigen Lebenspartner/in einzugehen.
 
Das Referat Suchtprävention der LZG leistet seit mehreren Jahren gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien in Rheinland-Pfalz“ Präventionsarbeit für diese Kinder. Neben einer Wanderausstellung bietet die LZG Fortbildungen für Fachkräfte an. Darin werden praxisnah Handlungsmöglichkeiten für den Umgang mit Kindern aus suchtbelasteten Familien und deren Bezugspersonen vorgestellt sowie Lösungswege für ihre Unterstützung entwickelt. Außerdem initiiert die LZG Gruppenangebote, in denen Kinder und Jugendliche wichtige und entlastende Botschaften wie „Sucht ist eine Krankheit“ oder „Du bist nicht schuld daran“ erfahren. Gemeinsam mit Gleichaltrigen erleben sie hier, dass sie mit ihren häuslichen Problemen nicht alleine sind und Hilfe finden können.
 
Weitere Informationen und fachliche Begleitmaterialien sind unter www.lzg-rlp.de zu finden.

08.02.2018
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